Winterliche Spurensuche in den Ammergauer Alpen

Oberammergau (dpa/tmn) - In den Ammergauer Alpen sagen sich Hase und Igel Gute Nacht. Besucher der Region können ihre Spuren suchen - am besten auf Schneeschuhen. Damit kommen sie auch dahin, wo Langläufer oder Tourenskigeher längst umkehren mussten.

Ist das eine Rehspur im Schnee? Oder hat ein Wildschwein diesen steilen Weg unweit von Oberammergau genommen? „Nein, bei Schalenwild müsste die Spur tiefer sein“, sagt Kai Zimmer. Der Tourenführer öffnet seinen Rucksack, holt einen Zettel mit Tierspuren hervor und lässt die Wanderer vergleichen: Vielleicht ein Hase, mutmaßt die Gruppe.

Eine eigene Spur im Schnee zu ziehen und diese Wind und Wetter zu überlassen, das ist für Kai Zimmer das Besondere am Schneeschuhwandern. Vor gut drei Jahren ist der diplomierte Sportlehrer nach Oberammergau gezogen, um in der dortigen Klinik Rheumapatienten zu therapieren. Im Winter führt er in zwei- bis fünfstündigen Touren dorthin, wo sich Hase und Igel gute Nacht sagen und weder Tourenskigeher, noch Langläufer hinfinden - in die tief verschneiten Ammergauer Alpen.

Dass sich die Wanderer durch steiles Gelände im Tiefschnee bewegen können, verdanken sie länglichen Plastiktellern, die unter die Wanderschuhe geschnallt werden. Das vergrößert die Auflagefläche und hält einen auf der Schneedecke. „Nicht nachdenken, einfach loslaufen“, rät Zimmer. „Wir empfehlen bestimmte Touren und weisen ausgewählte Gebiete als Schutzgebiete aus“, erklärt Nicole Richter, Sprecherin der Ammergauer Alpen GmbH in Oberammergau.

Die Marketinggesellschaft der Ammergauer Alpen vertritt sechs Gemeinden mit unterschiedlichen touristischen Schwerpunkten. Den Anfang macht das Langlaufgebiet zwischen Ettaler Kloster und Schloss Linderhof im Graswangtal. „Das ist ein richtiges Schneeloch.“ Das bedeute allerdings auch, dass zwischen den hohen Bergen wenig Sonne hereinkommt und jährlich am ersten Februarwochenende bis zu 3500 Langläufer auf die Spur des Märchenkönigs lockt: „Der König-Ludwig-Lauf ist Deutschlands größter Volkslanglauf“, sagt Richter.

Unterammergau weiter nördlich hat sich auf Familien spezialisiert und als „Kinderlandort“ klassifiziert. Für die Erwachsenen gibt es Wildromantik und Dorfgeschichte in einem: Die Wetzsteinmacherei in der Schleifmühlklamm hat Unterammergau einst reich gemacht. Heute sind nur noch Reste der Schleifmühlen erhalten, dafür ist der Wanderweg durch die Felsenschlucht auch im Winter entlang der gefrorenen Wasserfälle begehbar.

Am Ende der Ammergauer Alpenkette haben sich die Kurmoorbäder Kohlgrub und Bayersoien auf Wellnessurlauber ausgerichtet. Was den Wintersport keinesfalls ausschließt: „Bad Kohlgrub ist Treffpunkt der Tourenskigeher“, sagt die Gästebetreuerin Evi Huber. Es sei der liebste Wintersport der Einheimischen, nach Büroschluss mit Skiern und Stirnlampe ausgerüstet zum Hinteren Hörnle hinaufzustapfen und entspannt ins Tal hinabzusausen.

Herzstück der Tourismusregion ist Oberammergau: „Die Passionsspiele waren der Auslöser für den Tourismus“, erklärt Nicole Richter. Längst gibt es auch für den Winterurlaub Pauschalangebote - ganz ohne Festspiele. Die Region bietet vor allem kleine Familienskigebiete und „Deutschlands steilste Freeride-Abfahrt“: Die Piste am Laberjoch ist so steil, dass es dort keine Raupe, sondern nur eine nostalgische Bergbahn hoch schafft.

Informationen:

Ammergauer Alpen, Eugen-Papst-Straße 9a, 82487 Oberammergau; Telefon: 08822/92 27 40, E-Mail: info@ammergauer-alpen.de.