Digitale Verunsicherung Von Physikern, die man kennen sollte

Heisenberg? Der Mann war Physiker, berühmt für seine Unschärferelation. Noch bekannter ist er aber heutzutage als Alter Ego des Chemielehrers Walter White. Der bessert in der amerikanische TV-Serie „Breaking Bad“ seine Altersvorsorge mit Meth-Handel auf.

Digitale Verunsicherung: Von Physikern, die man kennen sollte
Foto: Sergej Lepke

Muss man gesehen haben. Genau wie so viele andere Serien, Dokus, Konzerte, Sport-Übertragungen und Filme. Alles online. Mit ihnen setzen zahllose TV- und Videodienste ihre Kunden unter Druck: Nichts versäumen, damit sich der Preis lohnt. So schaut man über die Gebühr hinweg. Wer zahlt, schaltet auch ein und sieht den Gegenwert ab. Am nächsten Morgen kann man über die vortags veröffentlichte Season reden, mit halbgeöffneten, schlafgeröteten Augen. Die besten Szenen erzählt man stilecht im Originalton ohne Untertitel.

Per Testphase wird der Zuschauer im Web von Pay-TV und Videoportalen angefixt. Doch dem Gratismonat folgt das Zahljahr. Besser direkt unmittelbar nach der Probeanmeldung auch die Kündigung einreichen. Dann lässt sich fristgerecht der Testzeitraum ausschöpfen. Wer hingegen unvorsichtig in der Abo-Warteschleife hängenbleibt, zahlt voll und muss etwas dafür tun: Gucken. Amazon, Apple, Google, Maxdome und Netflix bieten flimmernde Fernsehmorganas fürs Geld.

Netflix hat gerade auf der IFA offenbart, für wie verblödet man in der Chefetage die Zuschauerbasis hält: Die Absage an die Download-Option lautet, ihre Kunden seien nicht fähig, ein Video zu speichern und später zu starten. Dies sei zu komplex fürs einfache Geschäft. Das versteht sich: Wenn der Zuschauer ohne Netzverbindung guckt, ist er nicht mehr kontrollierbar. Besser, er liegt im Internet an der Leine. Internet-TV und Video-on-demand sollen uns die Freiheit geben, unsere Zeit selber einzuteilen.

Doch, was, wenn wir keine Zeit mehr haben, weil wir sie längst bei dem verzweifelten Versuch verbrauchen, unsere klaffenden Entertainment-Wissens-Lücken zu stopfen? Dann vielleicht doch mal wieder das Physikbuch aufschlagen und nachschauen, wer eigentlich Heisenberg wirklich war.