#ESC Jamie-Lees erste Schweden-Reise ist gleich dienstlich
Die Koffer mit dem entsprechenden Manga-Outfit sind gepackt: Jamie-Lee Kriewitz würde als dritte Kandidatin in der Geschichte für Deutschland gerne einen Triumph beim ESC einfahren.
Berlin/Hannover (dpa). Sie ist nicht naiv, aber auf eine erfrischende Art unbedarft und beseelt von ihrem noch jungen Schaffen. Jamie-Lee Kriewitz, eine 18-jährige Schülerin aus Springe bei Hannover, könnte am 14. Mai beim Eurovision Song Contest mit etwas Glück ganz nach vorn kommen. Ihre Chancen sind bestimmt nicht schlechter als die ihrer Vorgängerin Ann-Sophie im Vorjahr. Die landete mit null Punkten hoffnungslos auf dem letzten Platz. Somit kann es für Jamie-Lee nur besser werden.
Die junge Dame hat etwas, was Ann-Sophie in dieser ausgeprägten Form nicht bieten konnte: einen Stil. Man kann ihn mögen, man kann ihn auch nicht mögen. Aber er prägt ihr Profil. Die im Februar noch 17-jährige Sängerin überraschte bei ihrem Auftritt im Vorentscheid mit ihrem Outfit als kleine Manga-Queen - sie trägt bunte Klamotten, auffallenden Kopfschmuck sowie knuffige Tieranhänger und bezeichnet sich selbst als Fan des K-Pops, populärer Musik aus Südkorea. Für Asien hat sie sich schon immer interessiert, für das Styling und auch Animes, japanische Zeichentrickfilme.
Das Leben der aufgeweckten Jamie-Lee hat in den vergangenen Monaten Kapriolen geschlagen, die vor einem Jahr so nicht vorhersehbar waren und viel verändert haben. Die junge Frau, die noch zu Hause bei den Eltern und dem Bruder wohnt, gewann im Dezember 2015 den ProSiebenSat.1-Wettbewerb „The Voice of Germany“ und schaffte es glatt, gut zwei Monate später - ähnlich wie „The Voice“-Sieger Andreas Kümmert ein Jahr zuvor - den ESC-Vorentscheid zu gewinnen. Im Unterschied zu Kümmert fährt Jamie-Lee aber zum ESC.
Dafür hat Jamie-Lee ihre Schulausbildung erstmal auf Eis gelegt. Wegen „The Voice“ habe sie so viel Fehlzeiten angehäuft, dass das Abitur verschoben werden musste. Sie will es aber auf jeden Fall bald nachholen. In Schweden ist sie nun das erste Mal: „Ich habe selber noch keine richtige Vorstellung von Stockholm, auch noch nicht Bilder angeschaut, ich lasse mich gerne überraschen und gehe ohne Erwartungen dahin“, sagte sie der Deutschen Presse-Agentur.
Druck lässt sie nicht zu - sie nimmt ihn bewusst aus dem Spiel. „Ich versuche natürlich alles, um auf Platz eins oder in die ersten fünf zu kommen“, meinte sie weiter. „Aber ich muss da aufpassen. Hoffnung und Druck sind da oft das gleiche. Wenn ich mir zu viel Hoffnung mache, sage ich mir: Jetzt musst du das auch schaffen, und wenn ich mir dann noch vorstelle, wie ich auf der Bühne als Gewinnerin stehe ... - lieber nicht.“
Das erste Mal hat Jamie-Lee beim ESC bei Lenas Sieg 2010 zugschaut - da war sie zwölf. „Die Jahre danach habe ich das Ereignis eher am Rande mitverfolgt.“ Sie werde zwar oft in der Öffentlichkeit mit Lena auf eine Ebene gerückt, aber: „Ich vergleiche mich nicht mit ihr, weil wir komplett andere Musik machen“, sagte sie. „Aber sie hat eine Vorbildfunktion für mich, weil sie sich nicht verstellt hat. Und ich möchte mich auch nicht verstellen.“