K20/Rundgang: Riesenrummel um Joseph Beuys
Journalisten und Fernsehteams testeten die neuen Beuys-Räume der Kunstsammlung.
Düsseldorf. Mittwoch war Düsseldorf zum inoffiziellen Auftakt der Quadriennale fest in der Hand der Medien. 200 deutschsprachiger, koreanischer und holländischer Journalisten. Sie hörten sich die Ansprache von Oberbürgermeister Dirk Elbers im Robert-Schumann-Saal an, der ihnen erklärte, die "knapp fünf Millionen Euro" seien "gut angelegt". Sechs Fernseh-Teams filmten derweil vor Ort die zehn Ausstellungen. Die BBC erhielt schon am Vortag eine Dreherlaubnis.
Das Interesse der Fachleute galt Marion Ackermann in der Kunstsammlung am Grabbeplatz. Wie würde die erste Kuratorin nach Beuys, die den Meister nicht mehr selbst erlebt hat, eine Beuys-Retrospektive stemmen? Sie führte selbst und tat es so kenntnisreich, so dass ihr die Zuhörer spontanen Beifall zollten. Zwei Millionen Euro kostet die Schau. Der Versicherungswert liegt in zweistelliger Millionenhöhe.
Das berühmte Berliner Architekturbüro Kühn Malvezzi, das beim gläsernen Pavillon im Ehrenhof abgeblitzt war, hatte das K20 genau den Ausstellungsstücken angepasst. Die Besucher können die 3000 Quadratmeter problemlos durchschreiten. Sie werden durch Beuys-Landschaften geführt, finden sich in Zeichnungs-Kabinetten wieder und merken kaum, dass sie 300 Arbeiten kennenlernen.
Als zweiter Star der Quadriennale erweist sich Nam June Paik im Kunstpalast. Auch hier liegt die Versicherungssumme bei einer zweistelligen Millionen-Summe. Die Kuratoren Susanne Rennert und Jochen Saueracker schauten etwas übermüdet drein. Sie hatten die letzte Nacht durchgearbeitet, um all die Fernsehgeräte punktgenau auf die Projektionen, Geräusche, Synthesizer und alten Gerätschaften abzustimmen. Eine Sisyphusarbeit.
Nun nennt sich das Generalthema "Kunstgegenwärtig". Hier erweisen sich die Künstler aus dem Malkasten als besonders kreativ bis respektlos.
Einen Jux erlaubt sich der Künstlerverein Malkasten unter seinem respektlosen Vorsitzenden Robert Hartmann, einem ehemaligen Beuys-Schüler. Der hatte mit einigen Kommilitonen 1971 seinen Lehrer Beuys dazu gebracht, seinen Hut bei einer Aktion gegen vier Narrenkappen einzutauschen. Als Beuys am nächsten Tag den Tausch bereute und einen Zentner Schwarzwurzeln anbot, um den Hut zurückzuholen, blieben die Künstler hart. Nun zeigen sie das Original in einer Vitrine. "Beuys war ja nicht nur ein Heiliger", kommentiert Hartmann den Tausch. "Und auch Paik war eher ein schräger Vogel."