Corona-Musterschüler Diese Staaten kommen besser durch die Krise

Während in Europa und den USA die zweite Corona-Welle rollt, sieht die Pandemie-Lage vor allem in vielen asiatischen Staaten schon deutlich entspannter aus. Was machen diese Länder besser?

Die autokratische Volksrepublik China hat ihrer Bevölkerung im Kampf gegen das Coronavirus einiges zugemutet.

Foto: dpa/Mark Schiefelbein

Knallharte Lockdowns, abgeriegelte Grenzen, intelligente Kontakt-Nachverfolgung, eine engagierte Bevölkerung: Es gibt viele Gründe, warum der Kampf gegen das Coronavirus in anderen Teilen der Welt besser läuft als in den USA und Europa. Ein Überblick über die besten Corona-Bezwinger und ihre Erfolgsrezepte:

China: Die autokratische Volksrepublik hat ihrer Bevölkerung im Kampf gegen das Coronavirus einiges zugemutet. Millionenstädte wurden zum Teil über Wochen abgeriegelt. Strikte Isolation, Massentests und eine praktisch lückenlose digitale Nachverfolgung von Fällen, bei der auf Privatsphäre keine Rücksicht genommen wird, haben jedoch dazu geführt, dass das Milliardenvolk besser durch die Krise gekommen ist als der Westen. Seit Monaten gibt es der Führung zufolge kaum noch neue Infektionen, so dass sich das Leben und die Wirtschaftstätigkeit wieder normalisieren. Ökonomen gehen davon aus, dass China in diesem Jahr die einzige große Volkswirtschaft sein wird, die das Jahr mit einem positiven Wachstum abschließen kann.

Taiwan: Die Inselrepublik hat bereits seit mehr als 200 Tagen keine lokalen Corona-Fälle mehr verzeichnet. Der kleine Nachbar der Volksrepublik China kam gut durch die Krise, weil er vorgewarnt war und schnell reagierte. Taiwan hatte schon 2003 mit der ebenfalls von China ausgegangenen Lungenkrankheit Sars zu kämpfen. Danach wurde der Pandemie-Schutz deutlich verbessert. Nachdem es im Dezember erste Berichte über den Coronavirus-Ausbruch in China gab, begannen die Behörden in Taiwan sofort damit, die Insel stufenweise abzuschotten. Von Beginn an lagen ein üppiger Vorrat an Schutzmasken und andere medizinische Ausrüstung bereit. Ein harter Lockdown war nicht notwendig.

Japan: Die japanische Regierung wurde dafür kritisiert, dass sie in den ersten Monaten seit Beginn der Pandemie kaum Anstrengungen unternommen hatte, um die Testkapazitäten zu erhöhen. Das Land profitierte jedoch von einer Bevölkerung, die sehr viel Wert auf Hygiene legt. Viele Bürger trafen selbst Vorkehrungen, um die Ausbreitung des Virus zu verringern. So trugen praktisch alle Japaner seit Beginn der Pandemie konsequent einen Mund-Nasen-Schutz. Japan, das eine größere Bevölkerung als Deutschland hat, kommt bisher auf etwas mehr als 103 000 bekannte Infektionen und etwa 1800 Todesfälle.

Neuseeland: Nach einem strengen Lockdown hatte sich das Land bereits im Juni erstmals für coronafrei erklärt und war zu einer relativen Normalität zurückgekehrt. Nach neuen Fällen in Auckland im August wurde in der Stadt schnell wieder ein vorübergehender Lockdown verhängt. Heute müssen die knapp fünf Millionen Einwohner nicht einmal Maske tragen. Die Bürger sollen lediglich per App Bewegungsprofile anlegen und Hygieneregeln einhalten. Zudem gibt es strenge Grenzkontrollen und staatliche Quarantäne für jeden Einreisenden. Experten zufolge hat auch die Kommunikationsstrategie der Behörden zum Erfolg beigetragen. So sei alles getan worden, um eine Stigmatisierung zu vermeiden.

Australien: Zum Erfolg in Down Under haben vor allem Grenzschließungen beigetragen - und zwar auch innerhalb des Landes. Diese werden erst jetzt langsam aufgehoben. Zudem müssen alle, die aus dem Ausland einreisen, 14 Tage in staatliche Quarantäne. Am schlimmsten betroffen war bislang die Region Victoria mit der Millionenmetropole Melbourne, wo es im Juli zu einer zweiten Welle kam und bis heute 90 Prozent aller Toten in Verbindung mit Covid-19 registriert wurden. Es folgte ein mehrmonatiger strikter Lockdown. Im bevölkerungsreichsten Bundesstaat New South Wales mit der Stadt Sydney wurde das Virus hingegen durch viele Tests und Kontakt-Nachverfolgungen unter Kontrolle gebracht. Unter Auflagen sind dort auch wieder Veranstaltungen erlaubt. Nur in Melbourne gibt es noch Maskenpflicht.

Vietnam: Das Land am Mekong hat genau wie Taiwan Erfahrung mit Viren: Vietnam war das erste Land außerhalb Chinas, in dem 2003 das Sars-Virus bestätigt wurde - und es war der WHO zufolge das erste Land, das den Ausbruch damals unter Kontrolle brachte. Die Erfahrungen haben in der Corona-Pandemie geholfen. So ging Vietnam schon am 1. April in einen dreiwöchigen Lockdown, zu einem Zeitpunkt, als erst wenige Hundert Fälle bestätigt worden waren. Hinzu kamen viele Tests, strenge Quarantäne-Regeln und die rigorose Nachverfolgung von Kontakten. Die Behörden wenden aber auch Maßnahmen an, die in Europa nicht denkbar wären: In Ho-Chi-Minh-Stadt etwa wurde auf Plakaten gewarnt, dass Personen, die keine Maske trügen und jemanden mit dem Virus ansteckten, bis zu zwölf Jahren Haft drohten.

Südkorea: Einer großen Disziplin der Bevölkerung und einer entschlossenen Vorgehensweise der Regierung ist zu verdanken, dass Südkorea die Pandemie vergleichsweise rasch in den Griff bekam und bisher einer zweiten größeren Infektionswelle entgehen konnte. Zwar gibt es nach wie vor Kontaktbeschränkungen und strenge Quarantänebestimmungen, doch kam das Land mit seinen 51,6 Millionen Einwohnern bisher ohne großflächigen Lockdown aus. Dabei hilft auch, dass die Einreisetore nach Südkorea leichter kontrollierbar sind als in Ländern mit mehreren Landesgrenzen. Der Süden der koreanischen Halbinsel ist nach Norden hin abgeschnitten. Entsprechend streng sind auch die Schutzmaßnahmen bei der Einreise von Ausländern oder von aus dem Ausland kommenden Südkoreanern. Mit Ausnahmen einiger Gruppen gilt für jeden Einreisenden eine zweiwöchige Quarantänepflicht.

(dpa)