Corona-Pandemie Wenn Campingplätze in NRW öffnen dürfen: „Telefon stand nicht mehr still“
In NRW dürfen in der Corona-Krise wieder einige Campingplätze öffnen. Wie das abläuft? Ein Besuch in Münster.
Mit reichlich Abstand sitzen drei Paare im Kreis auf ihren Campingstühlen. Vor ihnen im Gras stehen Bierflaschen und Kaffeetassen, die Sektgläser in den Händen sind gut gefüllt. „Wir brauchen nicht viel Zeit: Wir stellen hin und sind da“, sagt Uwe Bergerforth und lacht in die Runde. Dass sie am Freitagmittag hier auf dem Campingplatz Münster sitzen würden, stand vor einer Woche noch nicht fest. „Wir haben gehört, dass die Campingplätze aufgemacht haben, und in dem Moment hat meine Frau bereits den Hörer in der Hand gehabt und hier angerufen“, sagt Lothar Kluge. „Wir sind nur hier, weil eine andere Gruppe kurz vorher abgesagt hat.“
Nicht alle hatten so viel Glück wie die Reisegruppe vom Niederrhein. An diesem Pfingstwochenende ist der Campingplatz Münster ausgebucht. Für viele Wohnmobil- und Wohnwagenbesitzer ist es der erste Urlaub des Jahres. Sie haben das Freiheitsgefühl sehr vermisst.
„Als der Beschluss raus kam, dass wir öffnen dürfen, ab dem Moment stand das Telefon nicht mehr still“, sagt Mario Weller. Er betreibt den Campingplatz am Rande von Münster zusammen mit seinen Schwiegereltern und seiner Frau. Bereits seit vergangenem Samstag dürfen Touristen dort wieder übernachten. Doch jetzt zu Pfingsten wird es besonders voll. „Für die nächsten vier Wochen sind wir ausgebucht.“
Corona in NRW: Campingplätze dürfen öffnen, wenn die Inzidenz unter 100 liegt
Rund 110 Wohnwagen erwarten die Betreiber am Freitag. Um den Ansturm zu bewältigen, war jede Menge Vorbereitung gefragt. „Wir haben geputzt, den Biergarten hergerichtet, die Sanitäranlagen gereinigt“, erzählt Gertrud Kampert, die den Campingplatz zusammen mit ihrem Mann vor rund 30 Jahren aufgebaut hat. „Wir haben dafür gekämpft, dass wir wieder aufmachen dürfen, und jetzt sind wir ganz glücklich.“
Dass der Campingplatz wieder öffnen darf, liegt an der niedrigen Inzidenz in Münster. Am Freitag registrierte das Robert Koch-Institut für die Stadt nur sieben neue Corona-Fälle. Die Inzidenz, also die Zahl der Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner binnen sieben Tagen, lag bei 17,8. Campingplätze in Nordrhein-Westfalen dürfen öffnen, wenn die Inzidenz an fünf aufeinander folgenden Tagen in der Region unter 100 liegt.
Gertrud Kampert und ihre Familie hoffen sehr, dass die Zahlen auch niedrig bleiben. Dafür gelten auf dem Platz strenge Regeln. Wer hier Urlaub machen will, braucht einen aktuellen negativen Coronatest, muss vollständig geimpft oder genesen sein. Auch in den Sanitäranlagen sind einzelne Bereiche abgesperrt, um die Abstände einhalten zu können. Deshalb ist der Platz auch nur für Wohnwagen offen, die Zeltplätze sind gesperrt.
„Im Zelt hat man keine Möglichkeit, sich zu waschen“, erklärt Weller. „Die Gäste müssten dann ständig die Anlagen auf dem Platz nutzen und dann wäre es dort einfach zu voll.“ Auch für genügend Schnelltests hat die Familie gesorgt: Am Freitag können sich die Besucher direkt auf dem Parkplatz vor dem Campingplatz auf das Coronavirus testen lassen. „Das nehmen auch viele Gäste wahr“, sagt Weller.
Für viele ist der Test die Eintrittskarte, um endlich wieder Urlaub machen zu dürfen. „Wenn man in einer Gemeinschaft ist und alle sind geimpft oder getestet, fühlt man sich sehr sicher“, sagt einer der Gäste, der gerade an einem Vorzelt zu seinem Wohnwagen Spannseile in den Boden hämmert. „Dieses Jahr habe ich nicht mehr damit gerechnet, dass es klappt“, sagt ein Camper ein paar Meter weiter.
Gegen Mittag füllt sich der Platz stetig. Während andere noch rangieren, aufbauen und ausladen, hat es sich eine Gruppe aus Mönchengladbach bereits zwischen drei Wohnwagen unter einem Zelt gemütlich gemacht. Auf dem Tisch vor ihnen sind Kaffeetassen, Teewurst und Brötchen ausgebreitet. Auch Hund Dusty hat Schutz vor dem Wind gesucht und einen eigenen Stuhl am Tisch bekommen. Ab und an darf er von der Wurst vor ihm naschen. Die Menschen sind froh, hier zu sein. „Während wir sonst fünf Mal im Jahr in den Urlaub fahren, sind wir jetzt schon für das eine Mal dankbar“, sagt eine von ihnen.
So geht es auch der Gruppe vom Niederrhein. Endlich raus aus dem Corona-Alltag und wieder Freizeit mit Freunden genießen, das haben sie hier vermisst. „Teilweise haben wir uns ein halbes Jahr nicht gesehen“, sagt Lothar Kluge. Auch Wind und Regen störe sie dieses Pfingstwochenende nicht, schließlich seien sie Camper. „Hauptsache raus. Und ehrlich: Wir wären überall hingefahren.“