Altweiber: Kostümwahl - Piloten starten Landeanflug
Augen auf bei der Kostümwahl: Die Uniform kommt gut an, auch der Frosch hat Chancen. Die Möhne bleibt auf der Flirtstrecke.
Düsseldorf. Als Pilot fällt die Landung bei den Mädels nicht schwer — er steht erst seit fünf Minuten vor dem Uerige, und schon hat Andi Maier den ersten Frauenkontakt. Kein Wunder, schließlich hat der 39-Jährige für genügend Lockmittel gesorgt. „Willst du vielleicht einen Sekt?“, fragt er ein Engelchen nebenan und öffnet seinen schwarzen Pilotenkoffer: Sektdosen, Brausetütchen, Lutscher — alles, was das Frauenherz begehrt.
Auch wenn Andi Maier, der mit seinen drei Freunden extra aus Freiburg zum Karneval angereist ist, nach eigener Aussage nicht auf Baggertour ist — der Inhalt seines Koffers lässt anderes vermuten. Männer in Uniform nehmen gerne einmal Körperkontakt auf — das Karnevalsklischee bestätigte sich Donnerstag in der Altstadt an jeder Ecke. Bevorzugte Opfer der Anmache sind hübsche Mädels in sexy Kostümierung.
Warum der Rock bei Frauen an Karneval gerne mal etwas kürzer sitzen darf? Ganz einfach: „Weil man sich das im Alltag nicht traut. An Karneval kann man für einen Tag in eine andere Rolle schlüpfen“, sagt Martina Jonsten (26), die im wahren Leben Bürokauffrau und eher schüchtern ist. Am Donnerstag hat sie keine Berührungsängste und untersucht den Puls ihres jecken Nachbarn.
Das kurze Krankenschwesternkleid kommt gut an. Mit ihrem Stethoskop soll sie gleich mal den Herzschlag von Froschkönig Hannes Förster überprüfen. „Mein Herz pocht bei deinem Anblick ganz schnell“, erklärt der 30-Jährige im grünen Ganzkörper-Plüschanzug.
Dass er auch ohne Pilotenhut und Arztkittel am Abend nicht alleine nach Hause gehen wird, da ist sich der Düsseldorfer sicher. „Ich habe den Frosch ausgewählt, weil ich zum Prinzen gebützt werden will.“ Außerdem gibt es einen Niedlichkeits-Bonus. Die Taktik geht auf: Martina weicht nicht mehr von seiner Seite.
Madeleine Heeg (22) und Amelie von Dörnberg (22) setzen auf ein kreatives Kostüm — sie gehen dieses Jahr als Düsseldorfer Fernsehturm. „Natürlich selbst gebastelt. Die typischen Verkleidungen waren uns zu langweilig“, sagt Madeleine Heeg.
Aus Fahrradhelm, Lampenschirm und blinkendem Styroporstab haben sie ihre Turmspitze gebastelt. „So oft wie heute sind wir noch nie angesprochen worden. Unser Kostüm ist immer gleich ein super Gesprächsthema“, sagt Amelie von Dörnberg.
Als jecke Möhne mit Lumpenkleid und Hexennase sehen die Flirtchancen dagegen eher mau aus. Spaß haben, das geht selbstverständlich trotzdem. „Ich habe meinen Mann zu Hause sitzen. Ich will einen lustigen Tag mit meinen Freundinnen, sonst nichts“, sagt Angela Fuchs, die sich für das perfekte Hexenkostüm sogar die Zähne schwarz angemalt hat.
Ein, zwei Bierchen hat sie aber am Donnerstag auch schon ausgegeben bekommen. Trotz Plastikhakennase mit Warze und schwarzen Zähnen — im Karneval ist eben alles möglich.