Am Küchentisch mit . . . Am Tisch geht es um das Kom(m)ödchen

Der Küchentisch ist ein Symbol für Kommunikation und Genuss. Die WZ nahm Platz bei Menschen, die etwas zu erzählen haben. Heute: Elke und Kay Lorentz, Leiter des Kom(m)ödchens.

Foto: Judith Michaelis

Düsseldorf. Der Sinn fürs Mobiliar liegt in der Familie. „Früher wollten wir nicht auf dem Sofa sitzend übers Kom(m)ödchen reden“, sagt Kay Lorentz. Die Kabarettbühne war in der Altstadt, das Zuhause in dem von den berühmten Eltern geerbten Haus in Oberkassel. Er kümmerte sich um sein Theater, sie um ihren Job in einer PR-Agentur — und um die Kinder sorgten sich Elke und Kay Lorentz gemeinsam. Heute sind Luzie und Lukas aus dem Haus, das Kom(m)ödchen hat seitdem mehr Platz in den privaten Räumen gefunden.

Die beiden sitzen an einem runden Tisch in ihrer neuen Wohnung in Pempelfort. Ein erlesen schlichtes Stück mit einem Fuß aus Beton, modern und zum Ausziehen für Gäste, das war ihnen wichtig beim Kauf. Die Wand ziert ein Gemälde mit dem Titel „La Familia“, ein Erbstück von den Eltern, sagt Kay Lorentz. Wie auch der Sessel und die Lampe im offenen Ess- und Wohnbereich — beides Design-Klassiker des 20. Jahrhunderts.

Das Theater führen sie seit zwei Jahren als Paar und präsentieren auf 57 Seiten, was den Erfolg ihres Ensemble-Kabaretts fortschreiben soll: „Irgendwas mit Menschen“ lautet der Titel auf der Textvorlage und laufen wird das neue Programm ab 12. Oktober — die fünfte Produktion innerhalb von elf Jahren.

Heute haben sie es mit allen Beteiligten zum ersten Mal gelesen und dabei laut gelacht. Kay Lorentz nennt es einen Glückstag. Auch „Couch“, „Sushi“, „Freaks“ und „Deutschland gucken“, die vier Vorgänger, sorgen noch immer für ausverkaufte Vorstellungen. Eine Situation, die sich die zweite Generation Lorentz nicht besser hätte wünschen können, als Kay Sebastian, der älteste Sohn, 1993 eine Kabarettbühne in der Krise übernahm. „Tradition allein füllt kein Theater“, sagt er rückblickend.

Ein kleiner Strauß Rosen steht vor den beiden und erinnert an das große Jubiläumsfest zum 70. Gründungs-Geburtstag ein paar Tage zuvor. Nur nichts Nostalgisches hatten sich die beiden gewünscht, keine angestaubten Lobhudeleien. Christian Ehring lieferte einen Rückblick mit Satire, Spott und ein paar gekonnten Kabarett-Kalauern.

Der prominente „extra 3“-Mann aus dem Fernsehen gehört seit mehr als 20 Jahren zum Betrieb und ist auch beim neuen Programm mit seinem Talent fürs Musikalische dabei. „Das Kom(m)ödchen ist kein Job, es ist Familie“, beschreibt Ehring sein Gefühl für das Haus. Wie ihm ergeht es einigen: Die Namen bleiben seit Jahren nahezu die gleichen, Schauspieler, Regisseur, Autor — und Leitung. Kay Lorentz sieht es so: „Der Trick ist, die richtigen Leute zu finden und ihnen dann zu vertrauen.“

„Irgendwas mit Menschen“: Die neue Geschichte erzählt von Eltern, ihren Einstellungen und Eigenarten, von Helikopter-Müttern, Vätern mit einer Vorliebe für Minderheiten-Ehefrauen und gut situierten Autohausbesitzern. Zukunftsvision und Wertediskussion — für Kay Lorentz gibt es zwischen den Typen auf der Bühne diesmal viel zu verhandeln, mehr als in den Programmen zuvor.

„Und irgendwann wird es dann ziemlich schräg“, kündigt Elke Lorentz an. Sie liebt die Schauspielerei. Schon immer. In den vergangenen zwei Jahren hat sie im Kom(m)ödchen mehr und mehr Aufgaben übernommen, stemmt das Tagesgeschäft und disponiert die Spielpläne. Wer als Gast auftreten darf, überlegen sie gemeinsam — nachdem sie den Künstler auf einer anderen Bühne der Republik gesehen haben. „Wir ergänzen uns, weil wir ziemlich verschieden sind“, sagt er. Sie sagt: „Früher wollte ich erst einmal selbst Fuß fassen, heute muss ich nichts mehr beweisen.“ Im Kom(m)ödchen liegt der Sinn fürs Mobiliar eben — in der Familie.