Kom(m)ödchen: Hans Holzbecher mit neuem Solo

Hans Holzbecher inszeniert im Kom(m)ödchen die Ensemble-Stücke. Freitag zweifelt er auf der Bühne an der Wirklichkeit.

Foto: Christian Rolfes

Düsseldorf. Wochenlang hat er im Zuschauerraum gesessen und den Kollegen auf der Bühne zugeschaut. Jetzt muss es raus; jetzt will er selbst rauf. Am vergangenen Donnerstag erst hatte das von Hans Holzbecher gekonnt inszenierte Kom(m)ödchen-Stück „Irgendwas mit Menschen“ Premiere. Freitagabend steht er mit seinem neuen Solo „Drei-Sterne-Eden“ vor dem Publikum und blickt aufs bundesdeutsche Leben: ein Paradies, das sich allenfalls im Mittelfeld bewegt.

Den Kabarettisten regen darin die Wähler von rechts außen ebenso auf wie „die turbokapitalistischen Menschen mit dem Weltbild eines börsennotierten Unternehmens“. Holzbecher spielt, singt und schimpft sich als „Hans“ durch verschiedene Realitäten, die sein kritischer Blick offenbart. „Gemeinschaft war mal ein Thema, mit dem ich groß geworden bin. Oder der dritte Bildungsweg. Oder die Frage, wie wir den Bauch in der Mitte der Gesellschaft füllen“, sagt er beim Treffen im Kom(m)ödchen am Tag vor dem Auftritt.

Er arbeitet noch an letzten Kleinigkeiten. Auf der Bühne steht aufgeklappt sein Computer, auf dem Boden liegt der Gitarrenkasten. Auch am Klavier wird er sich begleiten. Der 58-jährige Schauspieler und Regisseur erinnert an Hannah Arendt, an eine Gesellschaft, die auf Verabredungen und Versprechen gründet. Ihn interessiert die Ebene unter dem aktuellen politischen Geschehen, Namen prominenter Alltags-Akteure nennt er nur wenige.

„Geld ist die einzige Realität, das erklärt mir auch mein Freund Klaus von der Sparkasse in Berlin.“ Er berlinert verschlagen und führt großmäulig aus, wie das mit dem Geld und dem Gold, das es dafür gar nicht mehr gibt, so aussieht. Es ist eine Kostprobe aus dem Zwiegespräch, das Hans mit Klaus in „Drei-Sterne-Eden“ führt. Keiner würde vermuten, dass der sportliche Holzbecher mit seiner Familie seit Jahrzehnten im Rheinland lebt — lange in Köln, inzwischen in einem Dorf bei Zons.

Er hat sich Figuren wie Klaus ins Programm geschrieben. „Ich bin eben ein Spieler“, sagt Holzbecher über sich. Fernsehen, Kabarett, Theater — die Liste seiner Auftritte ist lang. Als Stand-Up charakterisiert er seine aktuelle Eigenproduktion, der Vorgänger „Risiko Leben“ ist von 2013.

Dass er die neue Inszenierung im Kom(m)ödchen und sein Solo fast zeitgleich auf die Bühne bringt, sei ein Zufall gewesen. Da hätte es eben Disziplin gebraucht. Holzbecher lacht kurz und springt weiter im Gespräch. Er ist keiner, der über eigene Leistungen ins Schwärmen gerät. Viel lieber singt er ein Loblied auf das Haus und auf das Ensemble. Seit elf Jahren setzt er die Erfolgsstücke in Szene, begeistert sich für die Figuren, die mit Intelligenz und Herz ihre Geschichten erzählen. Für Holzbecher ist das Kom(m)ödchen: ein Fünf-Sterne-Eden.

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