Anzeige: Pfusch auch beim Düsseldorfer U-Bahn-Bau
Skandal: Protokolle gefälscht: Stadt hat zwei Poliere im Visier. Dennoch wird weiter gebaut.
Düsseldorf. Auch beim Düsseldorfer U-Bahn-Bau ist gepfuscht worden. Die Stadt hat Anzeige gegen zwei Poliere des Bau-Unternehmens Bilfinger Berger sowie gegen Unbekannt erstattet. Nachdem publik geworden war, dass in Köln stabilisierende Eisenbügel in den Baugruben nicht eingebaut, sondern unter der Hand weiterverkauft worden sind, hatte Düsseldorf eine Sonder-Prüfung der eigenen Baustellen veranlasst. Ergebnis: Wie in Köln wurden offenbar Mess-Daten gefälscht.
Von 413 überprüften Protokollen zeigen 27 Auffälligkeiten. Nach ersten Erkenntnissen sind drei definitiv gefälscht, weitere zwölf mit hoher Wahrscheinlichkeit. Bei den restlichen zwölf kann eine Manipulation nicht ausgeschlossen werden. Und: Bei sechs von 541 bisher verarbeiteten Metallkörben kann nicht sicher gesagt werden, ob sie einwandfrei in den Schlitzwänden eingebaut wurden.
Bei den Beschuldigten handelt es sich um Poliere, die auch beim U-Bahn-Bau in Köln beteiligt waren und inzwischen von Bilfinger Berger suspendiert wurden. Das Motiv für den Pfusch in Düsseldorf ist unklar. Baudezernent Gregor Bonin schließt aus, dass es Metall-Klau in größerem Stil gegeben haben kann. Es handele sich "womöglich um reine Schlamperei".
Die Arbeiten an der Linie gehen indes unvermindert weiter. Am Montag soll die Tunnelbohrmaschine planmäßig ihre Fahrt unter der Erde aufnehmen. An der Baugrube, wo sie starten soll, wurden keinerlei Unregelmäßigkeiten festgestellt. Betroffen sind vier Baustellen, dort haben die Schlitzwände bislang aber noch keine tragende Funktion. Sollten sich Bedenken hinsichtlich der Standsicherheit ergeben, sei genug Zeit für Nachbesserungen.
Die neue U-Bahn ist seit rund zwei Jahren in Bau, der Fahrbetrieb soll 2015 starten. Kosten: 650 Millionen Euro.