Aufatmen am Wehrhahn: Baustelle auf der Zielgeraden
Die ersten Fleckchen Gehsteig sind schon fertig gepflastert. Aber noch sitzen viele Geschäftsleute in der Riesenbaustelle.
Düsseldorf. Ein Ende ist tatsächlich absehbar: Nach fünf Jahren Riesenbaustelle für die Wehrhahn-Linie geben die Bauarbeiter erste Flächen wieder frei — und zwar dauerhaft. An der Ecke Am Wehrhahn/ Kölner Straße ist sogar schon ein Stück Gehsteig in der endgültigen Form gepflastert. Die Wehrhahn-Stuben haben mit Stehtischen eine kleine Terrasse improvisiert.
Vorerst könnten nur kleine Flächen freigegeben werden, wo schon Ausgänge aus den Bahnhöfen fertig sind, sagt die Leiterin des Amts für Verkehrsmanagement, Andrea Blome. Andernorts müssten später nochmals Gleise verschwenkt werden.
„Das ist schon mal was anderes, als Bier durch den Bauzaun zu verkaufen“, sagt Wehrhahn Stuben-Mitarbeiter Jörg Wawrock. Einer Passantin mit Rollator weist er den kürzesten Weg zwischen Absperrungen hindurch zum Supermarkt. Der Inhaber wolle im kommenden Jahr offiziell einen Terrassen-Betrieb einrichten.
Positiv sieht die Lage auch Kommunikationsfachmann Arnd Jäger, Anlieger des Wehrhahns. Die Händler-Initiative Linientreu, mit der er vor Jahren positive Akzente während der Bauphase setzen wollte, gebe es in dieser Form nicht mehr: „Die meisten Geschäftsleute haben individuelle Lösungen für sich gefunden.“ Die Stadt habe unbürokratisch etwa Plakatwerbung für Geschäfte gestattet, die von der Straße aus kaum noch einsehbar waren. Spiegel seien an Einfahrten montiert worden, an denen der Verkehr unübersichtlich wurde.
Kritisch sieht die Situation Silvia Kosubek vom Mühlensiepen Tabak- und Weinladen am Wehrhahn. „Der grüne Mittelstreifen ist schon eine Hundewiese. Und wir haben jetzt ein Halteverbotsschild vor der Tür.“ Das sei nicht nur schlecht für Kunden, die mit dem Auto kommen. Am Schilderpfosten würden regelmäßig mehrere Fahrräder parken — Dann kämen Rollatorbenutzer kaum noch durch. Sie habe die Stadt deswegen angeschrieben.
Am mittleren Stück der Wehrhahnlinie, an der Kasernenstraße schaffen die Baustellen weiter Nadelöhre für Altstadtbesucher, sagt Sahar ZiadlouRad, Shop Managerin des Schuh- und Lederwarengeschäfts Lottusse: „Hier warten immer sehr viele Leute an der Ampel — dadurch sind unsere Schaufenster weniger sichtbar.“ Der schmale Gehsteig entlang der Kasernenstraße sei direkt gefährlich — da fehle eine Absperrung. „Ich finde auch, die Straßenbahn fährt hier viel zu schnell“, fügt die Geschäftsfrau hinzu.
Nicht mehr an der Linie tätig ist Modedesignerin Juliane Felken. Sie hat ihr Geschäft für selbstgenähte Kleider und Taschen nach Duisburg verlegt. In Düsseldorf habe sie keine Laufkundschaft finden können, anders als erhofft: „Ich hatte einen Laden mit einer Kollegin übernommen. Die Idee war, dass die Miete wegen der Baustelle günstig war. Aber sie war immer noch nicht günstig genug.“
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