Rath, Unterrath, Lichtenbroich: Der Kulturliebling liegt im Grünen

Karnevalist Hermann Schmitz liebt Unterrath und empfiehlt ab und zu einen Blick in den Himmel.

Foto: David Young

Düsseldorf. Wie vielfältig ist das kulturelle Leben in Rath, Unterrath und Lichtenbroich?
Hermann Schmitz: Eins vorab: Ich liebe Unterrath! Es gibt tolle Orte, den Kittelbach zum Beispiel. Die Stadtbücherei an der Eckener Straße bietet ein wunderbares Programm von Kabarett op Platt bis zum Büchertrödel. Alles nachzulesen im Heimatblatt des Bürgervereins Unterrath—Lichtenbroich. Eine wichtige Anlaufstelle ist der TuS Nord, ebenfalls an der Eckener Straße. Der Verein ist Sportverein, Kommunikationszentrale, Konzertveranstalter sowie Brauchtumspfleger und eine echte Institution. In Rath gibt es das Junge Schauspielhaus mit seinen Theaterstücken für Kinder und Jugendliche. Wie ich gehört habe, existiert neuerdings ein guter Draht von dort zu den jungen Menschen im Stadtteil.

Wo spielt abends die Musik?
Schmitz: Natürlich im Dome, wo die großen Konzerte stattfinden. Ich war dort sogar schon mal bei André Rieu, und es war gar nicht mal schlecht. Auch Phil Collins würde ich mir dort anschauen, ansonsten ist das aber nicht mein Ding. Sehr empfehlen kann ich die Veranstaltung „Jazz in Unterrath“ im Pfarrsaal der Kirche Maria unter dem Kreuze an der Kürtenstraße. Jürgen Buschhüter organisiert die Auftritte immer im September, er hat schon Größen wie Chris Barber nach Unterrath geholt, in diesem Jahr kommt die Düsseldorfer Band Superjazz. Zum Konzert gib’s für kleines Geld ein Bier und ein Schmalzbrot. Einen Besuch wert sind auch die Konzerte unserer Chöre der Concordia. Es gibt einen Männer- und einen Frauenchor, die schon mal in der Gaststätte Hoferhof an der Unterrather Straße 38 auftreten oder in einem der Pfarrsäle.

Wo bekommt man sein kleines intellektuelles Abenteuer?
Schmitz: In der Gaststätte Köhler am Röttchen. Dort werden beim Kartenspiel Lebensweisheiten ausgetauscht, da kommt kein Philosoph mit. Da wird nicht verklausuliert gequatscht. Klare Kante ist dort das Motto. Eine anregende Angelegenheit ist auch das Kabarett in Düsseldorfer Mundart, das regelmäßig in der Bücherei stattfindet. Ab und zu gibt es auch Kabarettveranstaltungen im Pfarrsaal der Kirche St. Bruno an der Kalkumer Straße 58 und Laientheater im Pfarrsaal der Pauluskirche am Diezelweg.

Wo wird die Lust auf Bilder befriedigt?
Schmitz: Mein Tipp: Einfach die Augen offenhalten. Ich habe in der Gegend um die Hoferhofstraße schon wunderschöne Fotos gemacht, zum Beispiel von Wolkenformationen am Himmel. Es braucht nicht zwingend Galerien und Museen (die wir hier sowieso nicht haben), um Schönes und Interessantes zu erblicken. Man muss es nur sehen. Wer es konventionell mag: Es gibt hin und wieder eine Ausstellung in der Stadtsparkasse an der Westfalenstraße in Rath.

Mein Kulturliebling
Schmitz: Der Kittelbach. Wer Besinnlichkeit sucht, findet sie dort. Der schön begrünte Spazierweg reicht bis zum Flughafen, wo sich einem das Tor zur weiten Welt öffnet — zum Nachdenken eine ideale Strecke. Dort, wo heute der Flughafen seine Landebahn hat, stand bis 1964 ein Karthäuser-Kloster. Als Kinder haben wir dort nach dem Krieg nach Essen gefragt und es auch bekommen. Das Standbild eines Mönches und ein Modell der ehemaligen Kartause am Kittelbach erinnern daran.

Welcher ist der Höhepunkt des Jahres?
Schmitz: Das ist das Brauchtum: im Sommer die Hahne-Kirmes der Schützen auf dem Schützenplatz an der Karthäuser Straße in Unterrath, die in diesem Jahr am 15. August eröffnet wird. Und im Winter der Karneval mit den Sitzungen der Unterrather Funken Blau-Gelb.

Wo trifft man sich?
Schmitz: Beim TuS Nord. Dort werden Konzerte veranstaltet, dort finden die Karnevalssitzungen statt und neuerdings auch der Weihnachtsmarkt. Einen richtigen Markt mit vielen Ständen, wo sich die Menschen austauschen, haben wir leider nicht. Früher war die „Klinke“ ein solcher wichtiger Treffpunkt. Doch leider ist die historische Gaststätte seit ein paar Jahren geschlossen und die Umbaupläne liegen auf Eis. Ein Trauerspiel. Die Fragen formulierte Sema Kouschkerian