Baustellen unter Beobachtung

U-Bahn: Immer wieder dringen Wasser oder Erdreich in die Baustellen der neuen U-Bahn ein. An der Elisabethstraße soll der Verkehr heute wieder normal laufen.

Düsseldorf. Es war ein eher kleiner Zwischenfall, aber seit dem Einbruch des Kölner Stadtarchivs sind die Chefs der Wehrhahn-Linien-Baustellen in steter Hab-Acht-Stellung. Ein bis zwei Kubikmeter Erdreich, also 1000 bis 2000 Liter, waren an der Elisabethstraße an einer Fuge zwischen Schlitzwänden in die Baugrube eingedrungen. Das ist vergleichsweise wenig — als sich an der Tuchtinsel ein Loch auftat, ging es gleich um 30 Kubikmeter —, aber weil niemand ein Risiko eingehen möchte, greifen sogleich weitreichende Sicherungsmaßnahmen.

„Wir stellen bei einem solchen Vorfall sofort sicher, dass für die Umgebung keine Gefahr besteht“, sagt Andrea Blome, die Leiterin des Amtes für Verkehrsmanagement. Eine Spur der Elisabethstraße wurde, wie die WZ berichtete, am Dienstag gesperrt.

Dann gab es Sondierungen, unterirdische Aushubarbeiten liefen auch am Mittwoch den ganzen Tag. Dabei wurde permanent geprüft, ob die Fuge zwischen den Schlitzwänden dicht ist. An den Stellen in sieben Metern Tiefe, wo Erdreich eingetreten ist, wird eine Abdichtung vorgenommen, zusätzlich werden Bleche als Schutz angebracht angebracht.

Am Donnerstag soll die Elisabethstraße wieder freigegeben werden. In den kommenden Tagen soll der Verkehr, wie ohnehin vorgesehen, in Richtung Fahrbahnmitte verlagert werden.

Die U-Bahn-Bauer haben eine Routine in der Abwicklung solcher Zwischenfälle entwickelt. Vor allem haben sie ein dichtes Kontrollnetz gewebt. Anhand hunderter Messpunkte und Reflektoren wird beispielsweise permanent geprüft, ob Kaufhof und Tausendfüßler sicher stehen. Als sich am 26. November das Loch unter dem Tausendfüßler auftat, wurde die Hochstraße sogleich gesperrt. Am nächsten Tag lief der Verkehr wieder. Das Loch war verfüllt, nach weiteren Löchern wurde in der Umgebung gesucht, aber nichts gefunden. Auch jetzt an der Elisabethstraße wurde das Erdreich unter die Lupe genommen. An der besagten Stelle war es lockerer als in der Umgebung, weitere Maßnahmen müssen nicht ergriffen werden.

Diese Vorsorge greift an vielen Stellen. Das Abpumpen von Grundwasser wird seit der Kölner Katastrophe viel kritischer begleitet und nur noch in mehreren Stufen vorgenommen. Diese Auflage müssen zurzeit auch die Developer erfüllen, die am Jan-Wellem-Platz für die Tiefgarage der Libeskind-Bauten mehr als 20 Meter in die Tiefe gehen. Um mögliche Gefahren abzuwenden, hat die Stadt selbst am Corneliusplatz eine Maßnahme vorgezogen: Sie vereiste den Boden rund um Teile der Baustelle, weil hier mehr Grundwasser eintrat als zuvor berechnet. Durch die Vereisung wurde die Baustelle kurzerhand trockengelegt.

Parallel zu solchen Maßnahmen ist der Kontrollaufwand hoch. Selbst für kleine Änderungen an einem Gerüst kommt der Prüfstatiker, und diese Experten schickt die Stadt auch, wenn es um die Kontrollen der Bewehrungskörbe geht. Das sind jene stählerne Geflechte, die im Beton verbaut werden. Das Vertrauen, das früher zu den Bautrupps vorherrschte, ist seit den kriminellen Vorfällen von Köln durch gründliche Abnahme-Prozeduren ersetzt worden.