Hip-Hop made in Düsseldorf Beatboxen: Die pure Lust am Schnalzen
Ein Musikstück nur mit dem Mund — die Kunstform wird im Kinderclub an der Kiefernstraße gelehrt.
Düsseldorf. Es ist schon eine Weile her, dass Frido an der Kiefernstraße wohnte und beatboxend über den Bürgersteig schlenderte. Keine zehn Schritte sollst du gehen, ohne es zu tun — das hatte der britische Beatboxer Killa Kela irgendwann einmal rausgehauen, und Frido hielt sich auch in der Öffentlichkeit daran. Schnalzend und klackend war er damals unterwegs, was den Kiefernstraßen-Kindern keineswegs verrückt vorkam. Sie wussten ja, dass er an einer Hip-Hop-Disziplin bastelte und fanden es toll.
„Irgendwann hat mich Tahar, ein türkischer Junge aus der Nachbarschaft, gefragt, ob ich nicht ihm und seinem Kumpels aus dem Kinderclub das Beatboxen beibringen könnte“, erzählt Frido. Auf diese Weise kam er vor sechs Jahren zu seinem Unterricht, jeden Donnerstag ab 17 Uhr, ein bis zwei Stunden. „Die Kinder haben ihn engagiert. Das ist uns das Liebste“, sagt Susy Kempkes, Sozialarbeiterin im Kinderclub Kieferstraße.
Zwischen sechs und 16 Jahre alt sind die Kinder und Jugendlichen, die in den Club kommen. Die meisten wohnen in der nahen Umgebung, einige aber auch weiter weg, in der Tannenhof-Siedlung in Vennhausen zum Beispiel.
An diesem Donnerstag ist viel los in dem kleinen Raum mit den Mikrofonen und Boxen. Frido ist krank, Moh hat übernommen. Es ist laut und wuselig. Jeder kommt und geht, wie er will, jeder kann mitmachen, wann er will. Emmanuel will eigentlich, traut sich aber nicht. Er sitzt auf dem Sofa, sein Kumpel stößt ihn an: „Mach’ doch, du kannst das gut.“ Auch die anderen sprechen ihm Mut zu, und der Elfjährige legt schließlich los. Moh hält ihm die Hand vor die Augen, nach dem Motto „Wenn ich nichts sehe, sehen mich die anderen auch nicht“. Das funktioniert.
„Pts-tschtsch-pts-tschtsch-pts-tschtsch-klock-pts-tschtsch-klock-pts-tschtsch“, Emmanuel macht das gut. Auch Hafize, heute das einzige Mädchen beim Beatboxen, ist ziemlich schnell, so wie sie Lippen, Zunge und Atmung einsetzt, um daraus einen harmonischen Rhythmus zu formen. Schwierig finden die Kinder das Beatboxen nicht, sie wären nur gern schneller und auch vielfältiger im Kombinieren. So wie Frido. „Der kann so gut die Stimme ändern“, sagt Emmanuel. „Von ihm lernen wir eine ganze Menge“, meint Alex, der schon 15 Jahre ist und als Beatbox-Talent gilt. In den Reaktionen der Kinder und Jugendlichen schwingen Interesse und Besser-werden-Wollen mit.
„Beatboxen erhöht die Motivation, ganz klar“, sagt auch Frido. „Die Kids haben ein Mikro in der Hand und sind über die Anlage zu hören. Es ist ihr Moment, sie stehen im Mittelpunkt.“ Ein anderer Vorteil sei, dass beim Beatboxen relativ rasch ein Ergebnis erzielt werden kann. „Man muss nicht wie beim Klavierspiel ein Jahr unterrichten, damit die Schüler etwas vorweisen können.“ Trotzdem: Training ist wichtig und 20 Minuten pro Woche sind eigentlich zu wenig, um vorwärts zu kommen, meint Frido. „Ich sag’s ja, keine zehn Schritte ohne Beatboxen.“