Designer am Start: Die Unterbilker Möbel-Tuner
Zehn Männer versuchen einen Eiertanz mit Kunst und Kommerz: Im „teilmöbliert“ werden Möbel aufgemotzt und ausgestellt.
Düsseldorf. Die erste spektakuläre Aktion gab es zum Eurovision Song Contest. Düsseldorfer Designer suchten übers Netz die schönsten und bequemsten Hocker europaweit. 32 Nationen machten mit, zur Vernissage erschien ein Haufen Gäste.
Wenige Tage später luden dieselben Leute zu Kopfhörerkonzerten ein. Für jeden Gast gab es Funkstöpsel und eine ganz private Ladung Musik von Antonelli und Pyrolator, die live auflegten. Das dürfte das erste Konzert mitten im Wohngebiet gewesen sein, das keine Anwohnerbeschwerden nach sich zog.
Solche Veranstaltungen gehören im „teilmöbliert“ in Unterbilk mitnichten zur Tagesordnung. Ein kleines, feines Programm wird dort geboten; eines, mit dem nicht alle Tage zu rechnen ist. Zehn Designer und Fotografen haben sich im Oktober 2010 an der Lorettostraße 9 zusammengetan, und auch Elektro-DJ Antonelli stellt dort unter seinem bürgerlichen Namen Stefan Schwander seine Produkte aus.
„Wir wollen das Designthema künstlerisch verkaufen“, nennt Mike Neubauer das Ziel des Zusammenschlusses. Zurzeit gibt es Möbel unter dem Oberthema „Sitzen“ zu sehen. Alles Einzelstücke — vom Hocker bis zum Kinderpolstersessel.
„Jeder von uns macht sein Ding auf eigene Kappe“, sagt Neubauer. Keine GbR oder ein anderes Geschäftsmodell stecke dahinter. „Wir sind ein kommerzieller Laden, der einen Eiertanz macht.“ Und der einmal ein Treffpunkt werden soll für alle möglichen Designer oder Designinteressierte.
Neubauer denkt überdies an Kooperationen mit der Fachhochschule und an Filmabende. „Das Wort ist nicht so toll, aber wir haben schon mal daran gedacht, einen Stammtisch für Designer zu gründen“, sagt Neubauer.
Für eines der nächsten Projekte hat er Horst Wackerbarth als Partner im Auge. Markenzeichen des Fotokünstlers ist ein rotes Sofa, auf welchem schon Sir Peter Ustinov, Yehudi Menuhin und Michail Gorbatschow Platz genommen haben. Auch im „teilmöbliert“ soll es in der Zusammenarbeit mit Wackerbarth um das Sofa als Möbel gehen.
Alle vier bis sechs Wochen zeigen die Designer etwas Neues. „Geld verdienen wir mit unseren Ausstellungen nicht“, sagt Neubauer, der hofft, dass sich auch in Deutschland eines Tages die Haltung durchsetzt, dass Design Kunst ist. „In den Niederlanden zeigen Gestalter ihre Werke in Galerien, nicht in Möbelhäusern“, sagt er.
Der 43-Jährige hat „teilmöbliert“ vor zwei Jahren mit einem Freund gegründet. Da jedoch Miete, Betriebskosten und Organisation den beiden bald über den Kopf wuchsen, suchten sie Mitstreiter und es wurde ein zehnköpfigen Designerkombinat aus der Zweierkiste.
Geld verdienen alle mit anderen Sachen. Neubauer zum Beispiel mit Planung. Schräge Unternehmungen wie das Möbel-Tuning zuletzt beim Open Source Festival, bei dem aus Omas Küchenstuhl in Nullkommanix eine schöne Sonnenliege wird, erwachsen der Leidenschaft.
Die will man möglichst in ganz Düsseldorf kundtun. Eine Idee ist, regelmäßig Touren zu besonderen Orten anzubieten. „Das geht aber nicht ohne die Stadt“, sagt Neubauer. Ein Gesprächstermin steht jedoch noch aus.
Die nächsten Veranstaltungen finden nach der Sommerpause ab September statt. „Dann gibt es auch wieder einige Überraschungen“, kündigt Neubauer an. Kunst mit Stempel, das sei doch langweilig.