Theaterprojekt bringt Schüler zusammen

Die Grundschule Stoffelner Straße verbessert so das vorher angespannte Lernklima.

Düsseldorf. Die Klasse von Heidi Hirth ist nicht einfach. Ein Viertel der Schüler hat sonderpädagogischen Förderbedarf, andere stehen unter erheblichem Leistungsdruck. Viele der Kinder wachsen bei einem alleinerziehenden Elternteil auf, ein Kind wohnt in einem Kinderheim.

Um diese Differenzen innerhalb der Klasse zu überwinden, hat die Lehrerin gemeinsam mit einem Theaterpädagogen und einem bildenden Künstler das Theater-Kunstprojekt Zirkus organisiert. Dieses ist jetzt mit dem Düsseldorfer Schulpreis ausgezeichnet worden, der gemeinsam von WZ und Electronic Partner vergeben wird.

Bevor es losging, wurde die Klasse in zwei Hälften geteilt. Eine der Gruppen arbeitet im Werkraum an den Utensilien, Kostümen und der Dekoration, während die andere Gruppe in der Turnhalle die Akrobatik-Kunststücke einstudiert.

„Das Teamwork macht Spaß“, sagt die achtjährige Merve. Während der Theaterpädagoge Harald Panzer einem Teil der Akrobatik-Gruppe gerade Hilfestellung beim Balancieren gibt, übt der Rest eigenständig zu jonglieren. „Die Schüler sind so motiviert“, freut sich Panzer. „Vor allem unterstützen und motivieren sie sich gegenseitig, wenn einer etwas nicht sofort schafft.“ Dadurch werde nicht nur das Klima in der Klasse verbessert, auch lernen die Schüler selbstständig zu arbeiten. Regelmäßig präsentieren sie sich gegenseitig stolz ihre Fortschritte. Unterbrechungen durch störende Schüler gibt es dann nicht.

Bevor das Projekt startete, sah das noch ganz anders aus. Nach der integrativen Eingangsstufe wurde die Klasse neu zusammengewürfelt. „Es haben immer wieder Machtkämpfe zwischen den Schülern stattgefunden“, so Klassenlehrerin Hirth. „Jetzt gibt es die so gut wie gar nicht mehr.“

Auch die achtjährige Alicia fühlt sich wohl in ihrer Klasse. „Wir verstehen uns viel besser, weil wir alle zusammen etwas machen“, sagt sie. Im Werkraum malt sie gerade an der Kulisse, andere Kinder arbeiten unter der Aufsicht des Künstlers Jörg-Thomas Alvermann mit Akkuschraubern. „Im letzten Jahr haben 24 Schüler ein 70-minütiges Stück aufgeführt“, so Alvermann. „Wir waren selbst total erstaunt.“

Auch Heidi Hirth ist überwältigt. „Das Projekt hat den gesamten Unterricht verändert. Gerade Kinder, die sonst zu den leistungsschwächeren gehörten, blühen hier auf. Wir haben einen Jungen hier, der bisher fast nie gute Arbeiten geschrieben hat.“ Seit Einführung des Projekts hätten sich seine Leistungen deutlich verbessert. Er sei selbstständiger geworden und tue jetzt auch zu Hause mehr für die Schule.

Zum Ende des Schuljahres soll das Stück in drei Aufführungen vor Mitschülern, Eltern und Freunden aufgeführt werden. Ich bin schon jetzt total begeistert, was wir in so kurzer Zeit erreicht haben“, freut sich Hirth.