Eine gute Tänzerin lächelt auch bei der härtesten Anstrengung

Wir stellen besondere Duette im Karneval vor: Heute die Ex-Venetia und Tänzerin Melanie Möhker mit Trainerin Ursula Gerling.

Düsseldorf. Was haben eine Betriebswirtin und eine Mediengestalterin gemeinsam? Die Liebe zum Tanzen. Doch aktiv tanzt nur eine, die andere sorgt dafür, dass rund 100 Mädchen die Beine gekonnt in die Höhe werfen.

Trainerin Ursula Gerling, 50, und die 30-jährige Tänzerin und Ex-Venetia Melanie Möhker verbringen fast das ganze Jahr über mindestens zwei Abende in der Woche zusammen. „Die Mühe zahlt sich immer mit dem Applaus am Ende einer Vorstellung aus“, sagen Trainerin und Tänzerin.

Neben dem zweimal wöchentlich stattfindenden Training hat die Tanzgarde der Karnevalsfreunde der katholischen Jugend (kurz KaKaJu) ungefähr 100 Auftritte im Jahr, davon alleine 70 in der Karnevalssession. „Manchmal kommen da sechs bis sieben Auftritte an einem Abend zusammen“, sagt die Trainerin. Mehr geht nicht. Aber nicht aus körperlichen, sondern nur aus zeitlichen Gründen.

Melanie würde ihren Körper nie dem geliebten Hobby unterordnen. „Solange die Knochen halten, mache ich weiter“, sagt sie mit einem Funkeln in den Augen. Sie liebt es, auf der Bühne zu stehen und genießt die Gemeinschaft in der Tanzgarde. „Auf den gemeinsamen Fahrten wird viel gelacht, aber kurz vor dem Auftritt sind alle hochkonzentriert“, sagt sie.

Das verlangt die Trainerin aber auch von ihren Tänzerinnen. Auch wenn Ursula Gerling beteuert, dass es selten Zickereien in der Mädchentanzgarde gibt, ganz ausschließen kann man sie natürlich nicht: „Doch auf der Bühne ist immer Schluss. Da müssen wir Einheit demonstrieren“, sagt die Trainerin.

Aber das reicht nicht. Die Ausstrahlung ist das A und O. Die Mädchen müssen auch bei härtesten Anstrengungen lächeln und dem Publikum in die Augen schauen. „Dazu gehört auch eine gesunde Portion Selbstbewusstsein und jahrelange Erfahrung“, sagt die Trainerin.

Diese zwei Eigenschaften vereint Melanie. Sie tanzt seit mittlerweile 24 Jahren. Angefangen hat sie mit sechs mit Ballet und zehn Jahre später tanzte sie erstmals für die Tanzgarde Blau-Weiss. „Eine Freundin überredete mich mitzumachen, ich fand Karneval eigentlich blöd“, sagt sie lachend.

Das hat sich allerdings schnell geändert, denn nur sechs Jahre später war sie das weibliche Oberhaupt des Düsseldorfer Karnevals. Auch dazu kam es eher zufällig. „Engelbert Oxenfort fragte mich eines Abends auf einer Veranstaltung, ob ich nicht Lust hätte, Venetia zu werden. Da hab’ ich ja gesagt.“ Sie glaubte an einen Scherz, bis ein Schreiben des Carnevals Comitees im Briefkasten lag. Dann ging alles ganz schnell.

Nach der Session als Venetia wechselte sie allerdings die Tanzgarde und kam zur KaKaJu. „Die Garde platzt aus allen Nähten“, sagt Gerling, „denn die Alten bleiben lange und Junge rücken immer nach.“ Aber rauswerfen würde sie niemanden, auch wenn ihr manchmal der Kragen platzt. Einmal im Jahr müsse sie auf dem Tisch hauen, wenn sie merkt, dass die Mädels ihre Aufgabe außerhalb der Karnevalssession nicht so ernst nehmen und lieber auf Geburtstage gehen, anstatt zu einer Veranstaltung zu kommen. „Aber das ist auch meine Aufgabe als Trainerin“, sagt sie. Auch Melanie wächst das Tanzen manchmal über den Kopf — wenn sie Privatleben, Beruf und Hobby unter einen Hut bringen muss. Aber mittlerweile hat sich die Situation entschärft, denn es gibt genügend Garde-Nachwuchs.

Auch wenn die beiden mittlerweile Bühnenprofis sind — bei Auftritten befällt sie immer noch Lampenfieber. Besonders bei Fernsehauftritten ist Melanie ganz aufgeregt. „Wenn man da einen Fehler macht, ist der für immer aufgezeichnet“, sagt sie.

Meistens sind Trainerin und Tänzerin einer Meinung, doch über das Ende der Karnevalssession und der dazugehörigen zweiwöchigen Pause herrscht Zwist. „Ich hasse das Ende der Karnevalssession, denn dann muss ich mir neue Schritte und die passende Musik aussuchen“, sagt die Trainerin. Melanie hingegen genießt die Auszeit vom Tanzen. „Doch nach den zwei Wochen werde ich schnell hibbelig und will wieder loslegen“, sagt sie.

Tanzen ist für beide eben nicht nur ein Hobby, sondern eine große Leidenschaft!