Eis-Tunnel unterm Kaufhof ist fertig

Das 75 Meter lange Teilstück komplettiert die U-Bahn-Röhre.

Düsseldorf. Vom Boden kriecht die Kälte in die Füße, an den Wänden glänzen Rinnsale aus gefrorenem Wasser — bei an der Oberfläche schwülen 26 Grad geht es gestern zum eisigen Ortstermin in den Tunnel der Wehrhahn-Linie unter dem Kaufhof an der Kö. Oberbürgermeister Dirk Elbers, Dezernent Stephan Keller und Verkehrsamtsleiterin Andrea Blome steigen 21 Meter hinab, um das 75 Meter lange Teilstück zu begutachten, das die U-Bahn-Röhre jetzt komplett macht. Es war der komplizierteste Abschnitt der Arbeiten, wurde aber im Zeitplan fertig.

3,4 Kilometer lang ist die Wehrhahn-Linie insgesamt, der Tunnelbohrer „Tuborine“ fraß sich neun Meter pro Tag durch den Untergrund. Er hätte die Distanz von 75 Metern also in gut acht Tagen bewältigt. Nur: An dieser Stelle konnte die Riesenmaschine nicht eingesetzt werden, weil dort ein bestehendes Teilstück der Wehrhahn-Linie im Weg steht, das in den 80er-Jahren mitgebaut wurde (siehe Grafik).

Stattdessen wurde das Erdreich unter dem Kaufhof über Monate systematisch tiefgefroren. Im Schutz dieses Eispanzers frästen sich dann Arbeiter mit einem Hydraulikbagger und Bohrkopf vorsichtig Stück für Stück durch den Boden. „Für diese 75 Meter haben wir jetzt genau zwei Monate gebraucht“, erklärt Gerd Wittkötter, Projektleiter des U-Bahn-Baus. Und er betont: „Nur zwei Monate.“

71 Millionen Euro hat das kleine Teilstück gekostet, das später den neuen Bahnsteig der Station Heinrich-Heine-Allee beherbergen wird. Allein 90 000 Euro pro Monat muss die Stadt für den Strom berappen: 122 Rohre à 75 Meter Länge kühlen den Boden ringsum mit einer Kälteleistung von 1200 Kilowatt auf rund minus 15 Grad herunter — das entspricht der Leistung von 2000 gewöhnlichen Kühlschränken.

Der Schutz des Eispanzers war effektiv, berichtet Wittkötter: Die 152 Mess-Sensoren im Kaufhof verzeichneten zwar leichte Setzungen. „Aber die lagen bei 0,4 bis 0,7 Millimetern“, so der Projektleiter. Kritisch für die Statik wäre es erst bei 2,5 Zentimetern geworden.

Jetzt sieht man von der Mitte des eisigen Schachtes aus nach rechts in die Baugrube am Corneliusplatz, zum Startschacht des U-Bahn-Baus. Später wird es dort einen Aufgang direkt zur Kö geben. Am linken Ende fällt nur etwas Tageslicht durch ein Loch an der Decke, man sieht die Fassade des Kaufhofs. Dort wird später einmal ein Aufzug sein. Hier grenzt der Eis-Tunnel direkt an den heutigen U-Bahnhof Heinrich-Heine-Allee, der lediglich etwas höher liegt. In anderthalb Jahren sollen Rolltreppen von dem neuen Bahnsteig zur 19 Meter höher gelegenen Heinrich-Heine-Galerie oberhalb der schon bestehenden Bahnsteige führen.

Allerdings ist die Röhre mit einem Durchmesser von zwölf Metern unter dem Kaufhof noch nicht fertig: „Wir werden noch auf jeder Seite sechs Meter herausbrechen“, sagt Wittkötter. Dort liegen später die Gleise. Doch zunächst muss die Stahlbeton-Konstruktion für den Bahnsteig samt Stützpfeilern eingebaut werden. Wittkötter: „Sonst würde der Tunnel zusammenbrechen.“ Im November soll es so weit sein. Erst dann wird auch der Eispanzer wieder abgetaut.