Die Kirmes wird zu früh gefeiert
Der Rummel müsste am Namenstag des Stadtpatrons St. Apollinaris stattfinden — doch die Schützen sind zu früh dran.
Düsseldorf. „Wann ist denn wieder die große Kirmes?“ Damit meinen die kleinen und großen Kirmes-Fans jedes Jahr aufs Neue die „Größte Kirmes am Rhein“ auf den Oberkasseler Rheinwiesen. Über den Daumen gepeilt findet das bunte Volks- und Schützenfest zum Ende der Schulzeit statt, aber meistens um den 23. Juli herum. Doch was haben Kirmes und das Datum im Juli miteinander zu tun?
„Kirmes“ setzt sich aus den Begriffen „Kirche“ und „Messe“ zusammen. Zur Weihe (Einweihung) eines Gotteshauses wurde eine Messe gefeiert und die jährliche Wiederkehr einer solchen Weihe-Festlichkeit wurde dann jedes Jahr geistlich, aber auch bald weltlich, gefeiert. Darunter kann man sich einen Jahrmarkt mit Essen, Trinken, Musik und Tanz gut vorstellen. Eng verbunden mit einer Kirchweihe war auch der Gedenktag eines Kirchpatrons (Namensgebers einer Kirche).
Etwa seit den 1390er Jahren wuchs in Düsseldorf die Verehrung für den heiligen Apollinaris derart, dass er bald als Stadtpatron für Düsseldorf gelten sollte. Auch der päpstliche Zuspruch von Bonifaz IX. aus dem Jahr 1394 wird dazu beigetragen haben. Jedenfalls seit 1383 befanden sich Apollinaris’ Gebeine (Reliquien) schon in Düsseldorf, nachdem sie Herzog Wilhelm I. von Berg nach einer Fehde von Remagen nach Düsseldorf geholt hatte.
1392 zeigte man sie der Öffentlichkeit in einer würdevollen Prozession. Unter anderem mit diesen Reliquien wurde Düsseldorf zu einem der bedeutendsten Wallfahrtsorte in der Region. Noch heute tragen die Schützen den Apollinaris-Schrein aus dem Jahr 1665 feierlich durch die Straßen, weil sie traditionell auch als Beschützer von Prozessionen dienten.
Als Ehrentag des Stadtpatrons Sankt Apollinaris gilt der 23. Juli. Dieser Festtag und auch das Kirchweihfest wuchsen über die vielen Jahre zusammen. Seit etwa 1435 ist eine Tradition des „Vogelschießens“ anlässlich dieser beiden Feste belegt. So ist der Juli schon über viele Jahrhunderte der Auftakt für ein buntes Kirmesvergnügen inklusive Schützenfest an Orten wie Pempelfort, Hofgarten oder Golzheimer Insel gewesen. Bis in unsere Jahre hinein konnte man sicher sein, dass um den 23. Juli herum auch die große Kirmes am Rhein gefeiert wurde.
Nach dem Umzug 1901 auf die Rheinwiesen stieg auch das Interesse an der Kirmes. In den 1970er Jahren entstand der werbewirksame Spruch von der „Größten Kirmes am Rhein“. Das wiederum brachte die katholische Kirche auf den Plan, die gerne darauf pocht, dass es einen ganz bestimmten Feier-Anlass für diese Kirmes gibt. So schreibt Dr. Manfred Becker-Huberti, jahrelanger Pressesprecher der Erzdiözese Köln: „Vielleicht muss man die Düsseldorfer nicht daran erinnern: Der Auslöser ihrer Kirmes ist kein anderer als der hl. Apollinaris. Sein Gedenktag (23.7.) löst die Düsseldorfer Kirmes, die Apollinaris-Kirmes, aus.“
Mittlerweile finden die Kirmestage nicht mehr nur um den 23. Juli herum statt. Dieses Jahr etwa hört das Fest schon zwei Tag vorher auf. Ein Blick zurück zeigt, dass etwa seit den 1980er Jahren die Kirmes immer mal wieder vor dem Apollinaris-Festtag endete. Lothar Inden, Chef der St. Sebastianus-Schützen, die die Kirmes veranstalten, nennt dafür organisatorische Gründe. Wegen der wachsenden Attraktivität der Kirmes und der dadurch bedingten hohen Anzahl von ca. 320 Schaustellern „sei es schwierig, alle unter einen Hut zu bekommen“.
Und 2014 verschiebt sich der Termin noch weiter nach vorne, dann werden die Schausteller schon neun Tage vor dem Apollinaris-Festtag abreisen. Im darauf folgenden Jahr aber, so Inden, wird wieder punktgenau um den 23. Juli herum gefeiert.