Hip-Hop in Düsseldorf Elvir Omerbegovic: Hip-Hop ist ein Geschäft — und er versteht sich darauf
Elvir Omerbegovic (36) hat mit Selfmade Records in Düsseldorf das erfolgreichste Hip-Hop-Label des Landes aufgebaut.
Düsseldorf. Vom Bordstein bis zur Skyline — so hat der Berliner Rapper Bushido den American Dream der Szene mal beschrieben. Quasi die Hip-Hop-Version einer Vom-Tellerwäscher-zum-Millionär-Karriere. Alles öde Klischees? Gibt es so doch gar nicht? Falsch. Elvir Omerbegovic hat gezeigt, dass es geht. Seine Düsseldorfer Plattenfirma Selfmade Records ist in zehn Jahren zum erfolgreichsten Hip-Hop-Label des Landes aufgestiegen. Er selbst hat es von der Kindheit im Plattenbau zum supererfolgreichen Geschäftsmann gebracht. Allerdings nicht mit plumper Pose. Sondern mit großem Fleiß — und fast schon einer Besessenheit, das Geschäft, die Musik und sogar sich selbst ständig zu optimieren.
Seine Firma hat Omerbegovic parallel zum Sozialwissenschaftsstudium aufgebaut. Als er seinen Masterabschluss hatte, konnte er von der Musik schon leben. Sein erster Künstler war der Rapper Favorite, zwei Jahre nach Gründung hatte Selfmade mit dem Debüt-Album von Kollegah die erste Chartplatzierung. Beide Künstler sind immer noch bei Omerbegovic. Haben ihm die Treue gehalten und mit ihm gezeigt, dass Stehvermögen sich auszahlen kann: Seit 2013 ist jedes Album aus dem Düsseldorfer Haus auf Platz eins geklettert.
Und doch muss sich Düsseldorf deshalb nicht einbilden, Rap-Hauptstadt zu sein. Der heute 36-jährige Plattenboss lässt seine inzwischen fünf Musiker nicht hier auftreten. „Die Stadt ist schön — aber keine Rap-Stadt“, sagt er klar. Er arbeitet und lebt hier — Büro an der Kö, Loft-Wohnung in Niederkassel —, weil es so gesittet ist. Gangster-Rap ja. Aber bitte kein Ghetto als Arbeitsumfeld.
Und das ist es, was Elvir Omerbegovic vorrangig tut. Arbeiten. Geld verdienen. Ziemlich gutes Geld. An einem erfolgreichen Label hängt viel Marketing und Merchandising. Daraus hat der Chef auch gleich noch eine Streetwear-Marke gemacht. Erträge dann reinvestiert in ein Joint Venture mit einem Fruchtsäfte-Start-up, zuletzt in eine Firma, die alkoholhaltiges Eis herstellt. Und apropos Joint Venture: Ein solches ging Selfmade Records vor zwei Jahren auch mit dem Riesen der Branche, Universal Music, ein. Als gleichberechtigter Partner. Um „fortan mit der Geschwindigkeit eines Indies und der Power eines Majors zu agieren“, erklärte Omberbegovic. Der sich seine Selbstständigkeit bei der Führung des Labels natürlich sicherte. Aber auch einen Titel beim Plattengiganten. Auf seiner Visitenkarte steht jetzt unter dem Universal-Logo „President of Rap“.
So steil diese Karriere klingt, war sie doch gezeichnet von jeder Menge Entbehrungen, gibt Omerbegovic offen zu. „Es war vermutlich gut, dass ich bei der Gründung des Labels nicht schon absehen konnte, was da in zehn Jahren auf mich zukommt.“ Dass er inzwischen mit seinen Sportwagen — der 36-Jährige steht auf Ferrari und Porsche — in der Garage und Facebook-Fotos von mondänen Jacht-Trips wenigstens ein paar Plattenboss-Klischees erfüllt, hat er sich hart erkämpft. Effizienz scheint sein Lebensmotto zu sein.
Und die allerhöchsten Ansprüche stellt er dabei an sich selbst. Er trinkt keinen Tropfen Alkohol, meidet Kohlenhydrate wie der Teufel das Weihwasser. Nach seinem späten Feierabend sieht man ihn um Mitternacht in einem Fitnessstudio Gewichte stemmen, zusätzlich hat er einen Triathleten als Personal Trainer fürs Cardio-Workout. Jetzt hat er sogar mit „Blut-Tuning“ angefangen, um den Nährwertgehalt in seinem Körper zu optimieren, fitter und stressresistenter zu werden. Meditation soll folgen.
Das Maximum rausholen. Aus der Firma, aus sich selbst. Das ist Omerbegovics Ziel. Er hat im Leben gelernt, dass man alles geben muss, um alles zu kriegen. Dafür kann er seiner Mama jetzt schöne Urlaube ermöglichen — und Vip-Karten fürs Helene-Fischer-Konzert. Auch damit hat sich der Junge aus dem Plattenbau von einst einen großen Traum erfüllt. „Fehlt nur noch die Richtige“, verrät Omerbegovic. Wenn man alles hat, so scheint es, werden die noch existierenden Träume eine Nummer kleiner.