Hier schlägt das Herz von Eller
Die Geschichte reicht von den Römern über die Preußen bis zur ersten Gesamtschule.
Die 725-Jahr-Feier der Stadt Düsseldorf ist den Menschen aus Eller der beste Beweis, wie wichtig ihr Stadtteil ist. Denn ohne ihren Ludwig von Elnere wäre Düsseldorf womöglich nicht das geworden, was es heute ist: ein von Köln unabhängiger Ort. Die Herren von Eller waren reicher als die wenigen Dorfbewohner an der Düssel, denen sie finanziell auf die Sprünge halfen.
Als Gegengabe durften sie jede dritte frei werdende Kanonikerstelle benennen. Erst 1392 verzichteten sie auf ihren Einfluss in Düsseldorf und nahmen mit einer jährlichen Erbrente von zwölf Malter Roggen vorlieb.
Der Ruhm Ellers hielt bis in die Preußenzeit an, als Prinzessin Luise von Preußen, geborene Anhalt-Bernburg, knapp 40 Lebensjahre im Eller Schloss verbrachte. Ihr Mann, Prinz Friedrich von Preußen, war Neffe des Preußenkönigs.
Das Schloss ist heute mehr denn je Gold wert. Wie haben sich die Leute vor Ort gewehrt, als der inzwischen verstorbene Oberbürgermeister Joachim Erwin die Immobilie an einen Versicherungskonzern verkaufen wollte. Heute erstrahlt es dank der perfekten und liebevollen Sanierung durch den damaligen IDR-Chef Heinrich Pröpper in neuem Glanz.
Vielleicht liegt es an diesem fulminanten Start, dass der Stadtteil zwischen Lierenfeld, Reisholz und Wersten, immer wieder die Nase vorn hatte. Dort wurde 1976 die erste Düsseldorfer Gesamtschule am Kikweg mitsamt Schwimmbad errichtet, die heutige Dieter Forte-Gesamtschule.
Der öffentliche Verkehr ist perfekt, mit zwei S-Bahnen, einer Straßenbahn und einer Stadtbahn, ganz abgesehen von den vielen Buslinien. Hans-Peter Thelen, der einstige Karnevalist des Duo „Pit & Joe“, wohnt seit 40 Jahren in Eller und lobt die zentrale Lage: „Man ist vom Gertrudisplatz in 20 Minuten sowohl im Bergischen Land als auch in der Altstadt oder am Hauptbahnhof. Welcher Stadtteil kann das sonst von sich behaupten?“
Eller hat fast alles. Beispielsweise eine Geschichte, die sich spielend bis auf die Römerzeit zurückverfolgen lässt, wenn man den Bodenfunden Beachtung schenkt. Und einen Schlosspark von 290 000 Quadratmeter Größe.
Fast zwei Drittel sind Wald, 60 000 Quadratmeter sind Wiesen, 18 000 Quadratmeter Bach und Weiher. Zwischen Schloss und Eselsbach wachsen Eichen seit rund 400 Jahren. Mehr noch, hier gibt es die streng geschützten Fledermäuse sowie 35 Vogelarten, darunter den geschützten Eisvogel, Sperber, Turmfalken und Waldkauz.
1896 wurde Eller selbstständige Bürgermeisterei. 1900 legten die Bürger voller Freude den Grundstein für das inzwischen denkmalgeschützte Rathaus Eller. Die Freude über die Selbstständigkeit währte allerdings nur neun Jahre. Seit 1909 ist Eller eingemeindet, und das Rathaus hat keinen Bürgermeister mehr.
Seitdem machen die Elleraner Nägel mit Köpfen. Sie warten nur selten auf die Stadtväter, sondern entwickeln zunächst einmal selber Konzepte, machen das Unmögliche möglich und stellen sich dann auch noch freiwillig bereit, um die damit verbundene Arbeit zu übernehmen.
Dazu gehören Ulrich und Toni Deutsch, die an Dokumenten sammelten, was andere in die Container schmissen, Bücher, Fotos, Postkarten und Alltagsdinge. Sie hielten auch jeden ersten Sonntag im Monat das Stadtteilarchiv offen, aus dem das „Forum 8“ im ehemaligen Chauffeurhaus hinter dem Schloss Eller hervorgegangen ist.
Heute ist Ulrich Brzosa der Idealist vor Ort, der Ausstellungen konzipiert und die Geschichte auch in Buchform aufarbeitet. Als „begehbares Geschichtsbuch mit Bibliothek und Sonnenterrasse“ sieht er das Heimatmuseum, um das er zusammen mit Dieter Simons erfolgreich gekämpft hat. 200 000 Euro steckte schließlich die Stadttochter IDR in die Sanierung der Immobilie.
Vorkämpfer sind auch Ilsabe und Gerolf Schülke, die den Kulturbahnhof Eller zu ihrer Lebensaufgabe gemacht haben und soeben zur 100. Ausstellung sowie zum 25-jährigen Bestehen gebeten haben.
Ein Slogan ist offensichtlich unausrottbar, der besagt: „In Eller stirbt man schneller“. Aber so ganz kann er nicht stimmen, denn mit 30 000 Einwohnern zählt Eller zu den bevölkerungsreichsten Stadtteilen in Düsseldorf. Die Sümpfe sind längst ausgetrocknet.
Aus der Wasserburg ist das Schloss geworden, das nach allen Richtlinien der Denkmalpflege und der Stadtgeschichte saniert und rekonstruiert ist. Jürgen Hagendorn von der Werbegemeinschaft Eller ist der Meinung, es sei auch für Düsseldorfer eine Entdeckung wert.
Dreh- und Angelpunkt des Stadtteils ist der Gertrudisplatz, dessen gesamte Randbebauung unter Schutz steht. Ellers Historiker Brzosa erklärt: „Der Denkmalbereich zeigt sehr anschaulich das Innenstadtbild einer aufstrebenden Kleinstadt um die letzte Jahrhundertwende, das in dieser Vollständigkeit selten geworden ist.“ Und Hans-Peter Thelen fügt hinzu: „Der Markt ist ideal. Er ist ein Treffpunkt für jedermann. Der Kinderspielplatz ist ein kleines Paradies für die Nachkommen. Die Umgebung ist sehr schön.“
Da fehlt nur noch die Bemerkung von Wolfgang Pieper, dem Baas der Hötter Jonges: „Eller ist ideal für junge Brautpaare. Sie können bei uns sogar an zwei Stellen heiraten, im Schloss und im Rathaus. Der Schlosspark eignet sich toll für die Aufnahmen der Vermählten.“