Interview: Lohnt sich der Kauf von Immobilien noch, Herr Seckler?
Christoph Seckler von Corpus Sireo spricht über den boomenden Markt, über Risiken und Chancen für Interessenten.
Düsseldorf. Die Preise für Immobilien klettern und klettern. Und die Zinsen sind auf einem historischen Dauertief. Dabei ist die Nachfrage ungebrochen. Alles Vorzeichen für einen überhitzten Markt — gar für eine Immobilienblase? Wir sprechen mit Christoph Seckler vom Immobiliendienstleister Corpus Sireo über den boomenden Markt, aber auch die Risiken und Chancen, die sowohl für Privatleute als auch gewerbliche Interessenten dahinter stecken.
Herr Seckler, würden Sie Investoren noch raten, ihr Geld in Düsseldorfer Immobilien zu stecken?
Christoph Seckler: Der wichtigste Grundsatz bei der Entscheidung, in Immobilien zu investieren, ist immer die Beurteilung der Lage. Hier ist Düsseldorf mit an der Spitze zu sehen. Denn hinsichtlich Wirtschaftskraft der Region, Infrastruktur, Wachstum, Arbeitsplatzattraktivität und Internationalität ist die Landeshauptstadt prädestiniert für langfristige Immobilieninvestitionen. Zudem ist Düsseldorf als Wohnort derzeit wieder sehr gefragt, so dass es immer mehr Menschen in die Stadt zieht. Alle diese Faktoren sprechen dafür, dass sich Düsseldorf für langfristige und solide Immobilieninvestitionen lohnt.
Worauf sollten Interessenten dennoch achten?
Seckler: Aber trotz der guten Grundvoraussetzungen sollte man als Anleger nicht blind in Immobilien investieren, denn jeder Markt hat seine Eigenheiten. Wichtige Entscheidungskriterien für den Kauf einer Immobilie sind der Zustand der Immobilie, der energetische Sanierungsaufwand insbesondere bei Bestandsimmobilien, die langfristige Vermietbarkeit und die Entwicklung der Mikrolage.
Aber steckt in den hohen Preisen nicht ein zu hohes unternehmerisches Risiko?
Seckler: Richtig ist, dass in den letzten Jahren aufgrund der Finanzkrise eine regelrechte Flucht in Sachwerte stattgefunden hat. Aufgrund dieses massiven Nachfrageüberhangs bei Immobilien in guten Lagen sind die Preise in den letzten Jahren überdurchschnittlich stark angestiegen. Da diese Preissteigerung von einer gesunden Basis aus erfolgte, kann man hier in keinem Fall von einer Immobilienblase, wie beispielsweise in Spanien, sprechen. Somit sind langfristige, solide Investitionen unseres Erachtens ohne überhöhtes unternehmerisches Risiko möglich.
Welches Klima beobachten Sie: Ist der Düsseldorfer Markt immer noch so gefragt wie vor Monaten, oder bröckelt die Front möglicher Investoren? Aus Insiderkreisen hört man, dass der Immobilienmarkt wieder intensiver beworben wird und Eigentümer ihre Objekte verstärkt anbieten.
Seckler: Bei marktgerechten Angeboten hat sich die Nachfragesituation nicht signifikant geändert. Nach wie vor besteht hier immer noch ein hohes Interesse von Investoren mit hoher Kaufbereitschaft.
Gilt das für alle Segmente des Marktes?
Seckler: Liegt das Angebot jedoch außerhalb des Marktes, so ist die Kaufbereitschaft im Vergleich zu den Vorjahren tatsächlich zurückgegangen. Diese Entwicklung liegt darin begründet, dass die Investoren zusehends vorsichtiger geworden sind. Die Bereitschaft, schon heute die Wertsteigerungen der nächsten Jahre einzupreisen, ist erheblich gesunken.
Welche Rolle spielen dabei die Gewinnerwartungen?
Seckler: Es ist zu beobachten, dass einige Investoren das gestiegene Preisniveau nutzen, um größere Gewinne zu erzielen. Dieses Verhalten spiegelt jedoch keinen allgemeinen Trend wider. Marktgängige Angebote erfreuen sich weiterhin einer hohen Nachfrage, aber es wird nicht mehr um jeden Preis gekauft. Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass sich die Nachfragesituation ein Stück weit selektiert hat.
Im Unterschied zu den gewerblichen Immobilien: Wie lange werden Privatleute noch bereit sein, sozusagen über Gebühr in Düsseldorf Eigentum zu erwerben?
Seckler: Der Standort Düsseldorf besitzt eine sehr hohe Wohnattraktivität. Daher gehen wir davon aus, dass die Bereitschaft der Menschen, in Düsseldorf Wohneigentum zu erwerben und dort zu leben, weiterhin sehr hoch bleibt — aber auch nicht zu jedem Preis.
Welchen Anteil haben daran die niedrigen Zinsen?
Seckler: Das aktuell niedrige Zinsniveau spielt dabei eine große Rolle. Selten war es attraktiver als derzeit, eine Immobilie zu erwerben. Aber auch hier ist zu beobachten, dass der Privatmann selektiver geworden ist. Zustand, Lage und energetischer Zustand der Immobilie lassen die Käufer kritischer in der Entscheidungsfindung werden.
Wagen Sie eine Prognose mit Blick ins kommende Jahr?
Seckler: Wir rechnen damit, dass das kommende Jahr hinsichtlich der Preisentwicklung nur noch moderate Steigerungen bringt. Hier ist die Widerstandslinie erreicht. Dieser Trend der moderaten Preissteigerung wird aber wahrscheinlich nicht auf Immobilien in sehr guten Lagen zutreffen. Hier ist der Markt noch bereit, höhere Preise zu bezahlen. Der Nachfrageüberhang wird voraussichtlich bei „marktfähigen“ Immobilien bestehen bleiben. Panikkäufe wird es nicht geben.