Kunstlicht für die Kö-Bogen-Pflanzen

Die Bepflanzung von zwei Gebäude-Einschnitten ist schon fertig, drei folgen noch. Der Aufwand ist riesig.

Düsseldorf. Üppig wuchert das Grün in den frühen Computersimulationen des Kö-Bogens. Von Anfang an sah der Entwurf von Architekt Daniel Libeskind vor, den Hofgarten symbolisch in das Gebäude zu holen, indem die Fassadeneinschnitte begrünt werden.

Eine Idee, die viele begeisterte. Visualisiert durch Bilder, denen die Realität heute noch nicht entsprechen mag: Da, wo in den Computeransichten gleichsam ein kleiner Dschungel wuchert, steht heute mageres Gepflänz — das Wort „Grün“ mag man da kaum verwenden.

Zwei der fünf Fassadeneinschnitte sind mittlerweile fertig bepflanzt — und zwar die im Haus Hofgarten (wo Breuninger drin ist). Am anderen Gebäudeteil läuft gerade erst die technische Ausstattung. Durch den Brand am Kö-Bogen hat sich auch der Zeitplan für die Haus-Flora verschoben.

Mit den ersten sichtbaren Ergebnissen ist Landschaftsarchitekt Sebastian Fürst indes recht zufrieden. Er warnt davor, die Ist-Situation mit den Simulationen zu vergleichen: „Es gibt kritische Stimmen, die sagen: Das ist ja viel zu wenig grün. Aber dafür ist es auch noch zu früh, wir haben ja gerade erst gepflanzt. Jeder, der schon mal einen Garten bepflanzt hat, weiß, dass es etwas dauert, bis sich die Pflanzen entwickelt haben. So ist das auch hier.“ Schon im Frühjahr werde viel mehr zu sehen sein. „Und im nächsten Winter wird es hier auch weiß und gelb blühen.“

Bis dahin können die Düsseldorfer getrost den Aufwand bestaunen: Wohl noch nie wurden in dieser Stadt irgendwelche Pflanzen so umhegt. Nicht nur, dass sie bewässert und beheizt werden — all das passiert vollelektronisch, gesteuert von Sensoren —, sie bekommen auch noch künstliches Licht, sogar tagsüber.

Der Grund: Da das natürliche Licht immer von der selben Seite kommt, würden die Pflanzen quasi aus dem Gebäude heraus in Richtung Licht wachsen. Um das zu vermeiden, wird das Grün von der Innenwand her mit künstlichem Licht versorgt — so bleiben die Pflanzen im Gleichgewicht.

Nur drei Mal im Jahr, so sieht es das Pflegekonzept vor, kümmern sich Menschen um die Bäume und Sträucher. Um die Wartungsbühnen zu erreichen, auf denen die Pflanzkübel stehen, sind sogar professionelle Fassadenkletterkünste vonnöten. Und die brauchen einen grünen Daumen: Schließlich sollen sie prüfen, ob es den Pflanzen gut geht und sie gegebenenfalls zurückschneiden.

Wie groß der technische Aufwand ist, der hinter dem Konzept steht, können Beobachter derzeit am Haus Kö sehen: Dort hängen die Kabel bündelweise am Gebäude. Allein für die Beheizung jedes einzelnen Kübels sind drei Kabel notwendig.

Insgesamt etwa 50 Kübel sind in den fünf Gebäudeeinschnitten vorgesehen. Vor allem vier Grün-Sorten sind dort vorgesehen: Gräser (sie sollen die Ränder der Tröge überwuchern und diese so teilweise verdecken), Sträucher (z. B. Strauchefeu), Blumen (etwa Wildrosen) — und sogar ganze Bäume: An der Ecke nahe des Dreischeibenhauses beispielsweise wächst ganz oben eine Felsenbirne aus dem Bau.

Die Pflanzen sind so gemixt, dass die Libeskindbauten zu jeder Jahreszeit ein etwas anderes Erscheinungsbild haben werden. „Hier wird das ganze Jahr über ständig etwas anderes blühen“, verspricht Fürst. In den Kübeln gibt es etwa Vertreter der Sorten Kornellkirsche, Schneeball oder Haselnuss. „Diese Einschnitte werden immer lebendig bleiben“, sagt der Landschaftsarchitekt.