Song Contest: Ultra-Fans - „Das Finale ist ein heiliger Tag“

Chris Köther aus Wuppertal und der Krefelder Torsten Venhorst sind die Ultra-Fans des Musikwettbewerbs.

Wuppertal/Krefeld. Die Erinnerungen an den ersten Grand Prix sind für den Wuppertaler Chris Köther (49) immer noch präsent: „Ich war elf und habe mich bei meinen Großeltern auf den Flur geschlichen, um durch einen Türspalt einen Blick auf den Fernseher im Wohnzimmer zu erhaschen. Immer mit dem Risiko, entdeckt zu werden, das hat die Sache so spannend gemacht.“ Seitdem hat er keinen Wettbewerb mehr ausgelassen und ist zum Musiksammler geworden.

„Meine Platten waren gut im Kinderzimmer versteckt, denn in einer Zeit, in der alle Krautrock gehört haben, war solch eine Musik unheimlich peinlich“, erinnert sich Köther. Sein Schatz ist heute auf vier Kisten Singles, eine Kiste mit LPs und mehr als 800 CDs rund um den Eurovision Song Contest angewachsen. Seine Liebe zu dem europäischen Musikwettbewerb muss er nun nicht mehr verstecken. „Seit Guildo Horn ist der ESC cool geworden, auch wenn ich sein Lied damals gehasst habe.“

Köther ist privat eher schüchtern, machte deshalb beim ESC-Fanclub zunächst nur passiv mit. Als dann ein Kassenwart gesucht wurde, meldete sich der Bilanzbuchhalter: „Ich dachte, mit meinem beruflichen Hintergrund kann ich das gut schaffen.“ Inzwischen gehört Köther zum Club-Präsidium, was sein Leben deutlich verändert hat. So hat der Wuppertaler in Oslo seinen ersten Contest live erlebt. „Meine Präsidiumskollegen haben mich ermutigt. Ich selbst war die ganze Zeit fürchterlich nervös, aber auch unendlich glücklich.“

Inzwischen hat der Fan beim großen Clubtreffen im Kölner Gloria sogar selbst auf der Bühne gestanden und hat den litauischen Beitrag aus dem Vorjahr gesungen. „Ich fand mich sehr mutig, auch wenn ich auf der Bühne fast gestorben bin. Ich werde diese Angst wohl nie ganz verlieren, aber es fällt mir inzwischen leichter, mutig zu sein“, sagt Köther, der natürlich auch in Düsseldorf live dabei sein wird.

Dort wird er wohl Torsten Venhorst, einen weiteren Fan, treffen, für den der ESC das Leben bestimmt und das sozusagen ganz hautnah: Denn 2007 hat sich der Krefelder das Logo des Wettbewerbs auf den Rücken tätowieren lassen. „Zuerst hatte ich gewettet, wenn Roger Cicero unter die ersten Zehn kommt, dann lasse ich mir das Logo auf die Stirn stechen. Das war mir dann aber doch zu auffällig“, sagt der kaufmännische Angestellte.

Nach dem Erfolg von Lena hat der 37-Jährige das Tattoo noch um die Deutschlandfarben im Herz des Logos ergänzt. „Am liebsten würde ich mir ja alle 24 Gewinnernationen noch mit ihren Farben so tätowieren lassen, dass es eine große Herzform ergibt. Das ist aber leider nicht gerade billig.“

Zum Grand Prix kam er über seine Eltern und die älteren Geschwister. „Als Kind wurde ich fast rund um die Uhr mit Abba beschallt“, sagt Venhorst. 1979 verfolgte er den Wettbewerb erstmals im TV: „Damals haben mich vor allem Dschingis Khan mit ihren tollen Kostümen beeindruckt.“ Seitdem ist es für den Krefelder undenkbar, einen Wettbewerb zu verpassen.

Nur die Art den ESC zu feiern hat sich verändert: „Zuerst habe ich alleine zu Hause geguckt, später wurde dann eine Party daraus, und inzwischen bin ich immer live vor Ort. Das Finale ist für mich ein heiliger Tag, da darf mich niemand stören.“