Unterbach: Die Bücherei fürs ganze Dorf
In der Stadtteilbücherei wird Wert auf persönlichen Kontakt gelegt. Auch die neue Leiterin kennt bereits ihre Stammkunden.
Düsseldorf. Julia Engelhardt ist erst seit Juni Leiterin der Stadtteilbücherei Unterbach, doch die Gesichter der Stammleser sind ihr bereits bestens bekannt. "Das geht hier schnell. Der Stadtteil hat einen sehr familiären Charakter."
Sie weiß, wer sich jede Woche das Magazin "Der Spiegel" abholt, wer eher Krimis bevorzugt oder Liebesromane ausleiht. Das erwarten die Leser auch von ihr, schließlich kommen viele schon seit Jahren.
Mitarbeiterin Marion Hellmann hat ihr beim Kennenlernen geholfen. Sie arbeitet schon seit zehn Jahren in der Unterbacher Bibliothek. Schon ihre Schwiegermutter war hier Bibliothekarin. Sie erinnert sich noch gut, wie es vor der Renovierung der Räume 2002 aussah. "Die Ausleihtheke war direkt am Eingang untergebracht", sagt Marion Hellmann. Dort verläuft heute eine Glaswand, hinter der sich das Bürgerbüro befindet.
Die Integration des Bürgerbüros war eine der größten Herausforderungen beim Umbau. Das Ergebnis überzeugt Büchereimitarbeiter und Kunden gleichermaßen. Die Glasfront lässt die Abtrennung leicht wirken und doch entsteht so ein abgeschlossenes Büro. Ansonsten waren hauptsächlich Schönheitsreparaturen wie die Erneuerung von Fenstern und Böden nötig. Die zum größten Teil aus den 60er Jahren stammende Einrichtung wurde ersetzt und ein kleines Lesecafé in der ersten Etage eingerichtet.
Julia Engelhardt kennt die Bücherei nur im renovierten Zustand. Mit ihrem neuen Arbeitsplatz ist sie zufrieden. "Ich hab mich sofort wohlgefühlt. Die Leute haben mich mit offenen Armen empfangen." Nach einer zwölfjährigen Pause kehrte sie in Unterbach in ihren Beruf zurück. Zuletzt arbeitete sie in einer Stadtteilbücherei in Heilbronn.
Vor zehn Jahren zog sie nach Düsseldorf und wohnt heute mit ihrem Mann und ihren drei Söhnen in Grafenberg. Einen Umzug nach Unterbach kann sie sich nicht vorstellen. Zumindest solange sie Leiterin der Bücherei ist. "Man wird überall erkannt. Ich war vor einigen Tagen mit meinen Kindern am Unterbacher See. Im Bikini ist es etwas unangenehm, Leser zu treffen."
Als Mutter liegt ihr vor allem der Lesernachwuchs am Herzen. Neben einer Spielecke soll eine extra Abteilung für Jungs der Leseförderung dienen. "Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass Jungs schwieriger zum Lesen zu bewegen sind als Mädchen."
Das liegt nicht zuletzt an der Aufmachung vieler Bücher. "Titel mit Pferden und Hexen schrecken Jungs ab. Und die Farbe pink ist ganz schlimm." Die Ecke mit Büchern mit der Aufschrift "X-tra für Jungs" will sie weiter ausbauen. Ihre Söhne Otis (7), Raven (8) und Leon (11) helfen ihr sicherlich gern bei der Auswahl.