Viertel ohne Gymnasiasten — die geteilte Schulgesellschaft
Die Unterschiede zwischen Quartieren sind enorm, zeigt der Sozialatlas. Doch es gibt Überraschungen.
Düsseldorf. Immer mehr Eltern in Düsseldorf schicken ihre Kinder aufs Gymnasium. Die Quote in einem Jahrgang bewegt sich inzwischen schon um die 50 Prozent. Betrachtet man die Verteilung der Schüler für die einzelnen Stadtviertel, taucht diese Zahl aber kaum auf, stattdessen starke Ausschläge nach oben und unten.
In welchem Stadtteil eine Familie wohnt, das hat also Einfluss darauf, welche Schule die Kinder besuchen — oder umgekehrt. Im Detail lässt sich das aus dem städtischen Sozialbericht „Sozialräumliche Gliederung“ ablesen. Dabei entsprechen manche Ergebnisse durchaus den Erwartungen, andere allerdings nicht.
Extreme Zahlen liefern naturgemäß Viertel mit wenigen Bewohnern. Die stadtweit höchste Hauptschülerquote hat der Hafen mit 56,3 Prozent. Die Zahl ergibt sich aus 16 Schülern, von denen neun die Hauptschule besuchen. Ebenso wenige Schüler gibt es im Gewerbegebiet Flingern Süd. Dass von diesen 16 keiner ein Gymnasium besucht, beschert dem Viertel laut den Autoren des Berichts „die niedrigste Gymnasialquote in Düsseldorf“.
Aussagekräftiger sind jedoch Zahlen aus größeren Sozialräumen. Im Gebiet „Säckinger Straße“ etwa leben laut Bericht mehr als 100 Schüler, davon gehen gut 30 Prozent auf die Hauptschule und nur 28,3 Prozent aufs Gymnasium. Das Viertel wurde 2009 von der Stadt in ein Programm zur sozialen Aufwertung aufgenommen.
Ganz anders sieht es zum Beispiel im Sozialraum „Südlich der Luegallee“ in Oberkassel aus. Von 290 Schülern besuchen ganze fünf eine Hauptschule (1,7 Prozent), 237 dagegen ein Gymnasium.
Während das Viertel damit repräsentativ für Ober- und Niederkassel steht, verlaufen in anderen Gebieten die Grenzen enger. Große Differenzen gibt es etwa zwischen den benachbarten Vierteln „Wersten Südost“ und „Mittelschicht in Wersten“, wie die Planer das Gebiet westlich der Kölner Landstraße nennen. Hier liegt die Hauptschulquote bei 5,1 Prozent, in Südost bei 19,6 Prozent. Die Gymnasialquoten liegen dementsprechend bei 68,1 bzw. bei 26,2 Prozent (Südost).
Was andere Schulformen anbetrifft: Bei den Realschulen fällt auf, dass die Spannbreite der Quoten deutlich geringer ausfällt, oft liegt die Zahl zwischen 20 und 30 Prozent. Bei den Gesamtschulen schwanken die Zahlen wiederum stärker und spiegeln nicht zuletzt die geographische Verteilung der vier städtischen Standorte wider. Einen hohen Anteil erreicht die Schulform in Eller, Lierenfeld und Oberbilk, von wo aus zwei bis drei der Schulen nicht allzu weit entfernt sind. Im Sozialraum „Volksgarten — Südliches Oberbilk“ kommt die Gesamtschule auf einen Anteil von 40,2 Prozent. Das ist der städtische Höchstwert.
Den statistischen Erwartungen entspricht übrigens passenderweise der Stadtteil Stadtmitte, zumindest was die Gymnasialquote betrifft. Sie liegt fast genau bei 50 Prozent.