Köln/Düsseldorf/Mainz „Helaaf“: So wild feiern die Möhne

Köln/Düsseldorf/Mainz · Der Karneval ist zurück auf der Straße, die Frauen haben das Sagen. Die tollen Tage starten auch mit Gedenken an die Opfer in Hanau.

Tausende Narren zogen an Weiberfastnacht in Düsseldorf und Köln los, um gemeinsam den Start in den Straßenkarneval zu feiern.

Foto: dpa/Fabian Strauch

. Der mutmaßlich rechtsradikale und rassistische Anschlag von Hanau hat am Donnerstag den Auftakt des Straßenkarnevals überschattet. „Sicher haben wir ein Lächeln auf dem Gesicht. Aber im Herzen sind wir wirklich bei den Menschen von Hanau“, sagte der Kölner Karnevalsprinz Christian II.

NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) strich Karnevalsveranstaltungen in den Landesvertretungen in Berlin und Brüssel. Der Anschlag soll sowohl im Kölner als auch im Düsseldorfer Rosenmontagszug aufgegriffen werden. „Es wird ein Wagen an Hanau angepasst werden“, sagte die Sprecherin des Festkomitees Kölner Karneval, Tanja Holthaus. Der Düsseldorfer Bildhauer Jacques Tilly plant sogar einen eigenen Wagen dazu. „Es wird kein Wagen, über den man lachen kann, aber es wird ein Statement der Narren sein“, sagte er. „Wir sind nicht nur für Friede-Freude-Eierkuchen zuständig, wir haben ja einen politischen Karneval.“

Ein Karnevalist mit dem Fußball-Trikoaufdruck «Fehleinkauf» und der Trikotnummer «0» steht im Kölner Rathaus.

Foto: dpa/Oliver Berg

Rechtspopulismus und rechtsextreme Gegenkultur würden seit Jahren im Düsseldorfer Zug aufgespießt, sagte Tilly, dessen Wagen jedes Jahr international Aufmerksamkeit erregen. Anschläge in der Größenordnung wie in Hanau hätte er sich vor einigen Jahren noch nicht vorstellen können. „Das ist etwas, was sich wie ein Schatten über den Rosenmontagszug legt und über die Lebensfreude, die der Karneval eigentlich ausdrücken soll.“

Der Kölner Karnevalspräsident Christoph Kuckelkorn, von Beruf Beerdigungsunternehmer, sagte: „Im Leben und vor allen Dingen im Karneval sind die Momente der überschäumenden Freude und des Feierns und die der Trauer und die stillen Momente immer nah beieinander. Heute, in den Stunden, überwiegt bei uns allen glaube ich die Fassungslosigkeit.“ Die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker, die 2015 selbst von einem fremdenfeindlichen Attentäter lebensgefährlich verletzt worden war, erklärte: „Dass solche schrecklichen Vorfälle sich häufen, ist ein Zeichen dafür, dass sich unsere Gesellschaft verändert. Und das dürfen wir auf keinen Fall zulassen.“

Eine Karnevalistin fotografiert sich mit Männern, die Gießkannen auf dem Kopf tragen.

Foto: dpa/Oliver Berg

Auch ganz normale Feiernde zeigten sich betroffen, machten aber deutlich, dass sie sich den Karneval nicht kaputtmachen lassen wollten. Der Kölner Rudolf Bong etwa sagte: „Dass man Angst hat, das ist doch genau das, was Leute wie der Täter wollen. Die wollen unseren freien Lebensstil angreifen.“

In vielen Städten stürmten die Frauen an Weiberfastnacht die Rathäuser. So nahmen in Düsseldorf die alten Möhne den Bürgermeister gefangen. In Köln hatten sich schon am frühen Vormittag viele Tausend Jecken in der Altstadt versammelt. Gegen Abend wurde die Stimmung bei zunehmender Alkoholisierung aggressiver, und es kam nach Angaben einer Polizeisprecherin zu „kleineren Schlägereien“. In Düsseldorf beschloss die Koordinierungsgruppe aus Carnevals Comitee, Feuerwehr, Polizei und Stadt wegen des Sturmtiefs „Wiltrud“, für das Festzelt am Burgplatz ab 19.45 Uhr einen Feier-Stopp auszurufen. Die Feiernden wichen daraufhin auf die umliegenden Gastronomien aus.

(dpa/red)