Burg Linn: Hochzeit ganz mittelalterlich
Ein Krefelder Paar erfüllte sich einen Traum: Sie ließen sich in historischen Gewändern trauen.
Krefeld/Burg Linn. Irgendwie fühlt sich Gregor Roosen unwohl in seiner Haut an diesem Tag. Dabei ist der Standesbeamte auf der Linner Burg wie immer adrett gekleidet: Die Krawatte sitzt einwandfrei, das Sakko hat keinerlei Falten - ein Aufzug, wie er zu einer Hochzeit nicht besser passen könnte. Bei der Gesellschaft, die nun vor ihm sitzt, fühlt sich Roosen trotzdem "unpassend", gibt er zur Begrüßung zu.
Der Grund dafür ist das Hochzeitspaar Marcel Hermsen und Helga Booms, das samt Gefolgschaft in mittelalterlichen Gewändern vor den Standesbeamten im Jagdschlösschen der Burg tritt. Der 35-Jährige und seine 42 Jahre alte Gemahlin erfüllen sich mit der historischen Trauzeremonie einen Traum. "Dass wir als große Mittelalterfans eine Trauung in Gewändern machen, stand für uns seit vielen Jahren fest", erzählt Marcel Hermsen.
Über Rollenspiele wurde Hermsen schon zu Jugendzeiten zum Anhänger der Mittelalterzeit, lernte über den "Freien Haufen zu Krinvelde", einer Gruppe Krefelder Mittelalterbegeisterter, seine Zukünftige Helga Booms kennen. Als "Rheinhold von Crienvelde" und "Anna von Nievenheim" begehen beide die Zeremonie.
Mit ihnen feiern gut zwei Dutzend Freunde und Verwandter in voller Montur, als Ritter mit Helm und Schwert, als Edeldame in feinem Samtgewand oder als Kämpfer mit Speer und Bogen.
Ganz neuzeitlich verläuft der Trauungsakt, mit Texten von Herbert Grönemeyer sorgt der Standesbeamte Gregor Roosen für romantische Stimmung. "Ich bitte um Handgeklapper", sagt Marcus Pawelzik, als das Ja-Wort gesprochen und die Ringe getauscht sind. Pawelzik, der den Tag maßgeblich mit organisiert hat, ist Vorsitzender des Vereins. Für seinen besten Freund hat er sich in einen 25 Kilogramm schweren Kettenanzug gezwängt.
Mittelalterlich verläuft auch die Feier nach der Trauung. Den Sekt an der Türe gibt es in Tonkrügen, gefeiert wird an einer mittelalterlichen Tafel bei "Ferkes Tünn" in Traar samt altertümlicher Band, den "Herzklopfern" aus Köln. Gespeist wird Spanferkel. "Gekochter Igel, so wie vor 800 Jahren, wollten wir den Gästen dann doch nicht zumuten", sagt der Bräutigam schmunzelnd.