Christian Becker, der Filme-Organisator
Christian Becker aus Krefeld hat viele deutsche Streifen produziert: „Der Wixxer“ oder „Die Welle“ begleitete er von der Idee über die Finanzierung bis zum Dreh.
Krefeld. Vom Tellerwäscher zum Millionär: Der amerikanische Traum ist für Christian Becker in Erfüllung gegangen. "Vom Scriptkopierer zu einem der erfolgreichsten Filmproduzenten Deutschlands" hieße wohl das auf ihn zugeschnittene Pendant; doch Becker ist kein Amerikaner, sondern gebürtiger Krefelder, und Millionär ist er auch nicht: "Wegen des Geldes kann man es nicht machen", sagt der 35-Jährige, für den schon immer seine Leidenschaft, Filme zu machen, die Motivation für inzwischen unzählige große und kleine TV- und Kinoproduktionen war.
Derzeit ist er für seinen neuesten Film "Wikie und die starken Männer" auf Malta. Bis er Filme wie "Der Wixxer", "Die Welle" und "Hui Buh" realisieren konnte, war es ein weiter Weg.
Schon in seiner Schulzeit am Gymnasium Horkesgath leiht er sich eine Viedeokamera, um Dokumentarfilme über Obdachlose zu drehen. "Mein Berufswunsch stand damals fest: Ich wollte eines Tages das (heute nicht mehr existierende) Passagen-Kino in Krefeld übernehmen", erinnert er sich. Deshalb fängt er nach dem Abitur ein BWL-Studium an.
Nach einem Semester hörte er davon, dass die Serie "Berlin Break" gedreht wird. "Da wollte ich unbedingt mitmachen", schwärmt Becker, der bereit war, sein nebenbei als Postbote verdientes Geld dafür zu opfern: "Ich dachte, ich schreibe denen, dass ich sechs Wochen umsonst für sie arbeiten will - dann können sie mich nicht ablehnen."
Sie lehnen ihn nicht ab, und aus den sechs Wochen wird schließlich ein ganzes Jahr. In dieser Zeit ist Becker Assistent vom Skriptkoordinator ("da hab ich im wesentlichen kopiert"), später des Produzenten und der Aufnahmeleitung.
Für den Film "Rennschwein Rudi Rüssel", bei dem er bereits als Produktionsleiter arbeitet, wählt er seine Heimatstadt als Drehort: "Da haben wir die Schweine durch Krefeld gejagt und zusammen mit der Feuerwehr den Platzt vor dem Seidenweberhaus unter Wasser gesetzt - es war ein Riesenspaß", blickt Produzent zurück, der seinen Beruf lieber als "Gesamtleiter" bezeichnet: "Denn ich bin von der Idee, über das Skript, Schauspielerauswahl, Finanzierung und Dreh bis hin zum Schnitt und der DVD-Produktion immer dabei."
Obwohl es gut läuft, will er - auch seine Eltern zuliebe - "etwas Vernünftiges" machen und bewirbt sich bei den drei deutschen Filmhochschulen in Potsdam, Ludwigsburg und München - und wird bei allen genommen.
Er entscheidet sich für München, wo er schon einige Kontakte hat, die ihm dann bei den vielen Kurzfilmen zu Gute kommen, die er im Laufe seines Studiums produziert: Er machte mehr Filme, als jeder andere Student dort, und gewinnt neben vielen Preisen das Interesse von gleich mehreren Seiten, aus seinen Kurzfilmen lange Filme zu machen.
In dieser Zeit gründet er zusammen mit seinem Studienkollegen Thomas Häberle die Produktionsfirmen Becker & Häberle und Indigo Filmproduktion. Die Filme "Was nicht passt, wird passend gemacht" und "Bang Boom Bang" entstehen. Diese und zahlreiche andere Filme machen ihn bald zu einem der erfolgreichsten deutschen Filmproduzenten.
Schließlich führen die beiden ihre Produktionsfirmen unter dem Dach der F.A.M.E. AG zusammen, die darauf hin an die Börse geht. "In dieser Zeit war viel Geld vorhanden", sagt Becker. Doch Filme wie "Der Wixxer" und "Das Jesusvideo" sind seinen Mitstreitern "zu riskant, das wird ein totaler Flop", prophezeien sie ihm. Darauf hin verlässt er die F.A.M.E. AG - um später mit beiden Filmen große Erfolge zu erzielen.
Doch zunächst musste er bei Null anfangen: "Das Vertrauen der Banken gewinnen, die richtigen Leute finden und vom Erfolg des Films überzeugen - das war nicht so leicht." Schließlich aber gründete er erneut zwei eigene Produktionsfirmen: "Rat Pack" in München, zusammen mit dem Verleiher Constantin Film, und "Westside" in Krefeld. 2007 wird sein Film "Die Welle" mit dem Bundesfilmpreis für den besten deutschen Film ausgezeichnet.
Es wird sicherlich nicht das letzte Mal sein, dass Christian Becker von sich reden macht. Schon während er noch "Die Vorstadtkrokodile" diesen Monat in Viersen und Neuss abdreht und mit "Wikie und die starken Männer" voll eingespannt ist, plant er neue Projekte: Nach Jahren mühsamer Verhandlung mit Michael Endes Erben bekam er die Rechte für "Jim Knopf und Lukas, der Lokomotivführer", seine neuestes Filmprojekt. Und im Frühjahr will er die alten Jerry-Cotton-Filme wieder aufleben lassen, verrät er; mit einer Begeisterung, als sei es sein erster Film.