„Die wilde 13“ auf Bauernjagd
Immer mehr junge Leute entdecken Kegeln als Hobby wieder. So wie 13 Freunde, die sich regelmäßig im Zoo-Viertel treffen.
Krefeld. Wer denkt, Kegeln sei ein Sport für alte Leute, der in dunklen Kneipen-Kellern stattfindet, der irrt gewaltig. Die Jugend hat die gesellige Freizeitbeschäftigung wiederentdeckt - und die Wirte reagieren darauf mit schön gestalteten Bahnen. Zwischen 22 und 32 Jahre sind die Mitglieder des Kegelklubs "Die wilde 13" alt. Sie haben sich vom Bowlen verabschiedet.
"Kegeln ist ein guter Grund, sich zu treffen", sagt Anke Tichlers. "Früher waren wir alle in verschiedenen Kegelklubs. Da wir untereinander befreundet sind, haben wir einen eigenen gegründet." Bei Skat oder Doppelkopf sei die Zahl der Mitspieler begrenzt. "Kegeln können wir alle zusammen."
"Die wilde 13" hat natürlich dreizehn Mitglieder, die es schön finden, am Kegelabend unter sich zu sein. "Das ist anders als beim Bowlen. Dort liegen viele Bahnen nebeneinander", so Simone Peters. "Außerdem ist es preiswerter. Jede Stunde Bowlen muss bezahlt werden. Wenn man mit vielen Leuten geht, wird es zwar billiger, aber man kommt nicht so oft dran. Beim Kegeln wird keine Gebühr erhoben. Außerdem ist das Essen besser."
Gemeint ist der Sonnenhof an der Uerdinger Straße. Inhaber Jürgen Peltner hat die Bahn gerade neu gestaltet, mit Marmorboden, bequemen, hohen Stühlen, die zum Sitzen geradezu einladen, und einem Bereich, in dem separat gegessen werden kann. "Wir haben uns dem neuen Trend angepasst", sagt Peltner. "Wir möchten, dass sich die Gäste wohlfühlen."
Für "Die wilde 13" ist die Bahn mit dem leicht lounge-artigen Aussehen die schönste in Krefeld. Außerdem liegt das Restaurant in ihrem Einzugsbereich. "Das ist gut für den Heimweg", sagt Claudio Engeln mit einem Lächeln. Wenn es nach Hause geht, ist es meistens schon ziemlich spät, denn die jungen Leute sind sportlich und ehrgeizig.
Von dem Ansinnen, eine ruhige Kugel zu schieben, sind sie weit entfernt. Einige Stunden lang wird Partie nach Partie durchgespielt. "Es sind gefühlte 200", scherzt Matthias Peters. "Seite gegen Seite wird sogar über Monate hart durchgezogen, alle haben immer die gleichen Plätze", sagt er.
Die Regeln sind streng. Alle "Fehler" werden geahndet: Pudel werfen, ans Glöckchen kommen, nicht aufpassen und so weiter. "Mit dem Inhalt der Kegelkasse wollen wir gemeinsam einen Freizeitpark besuchen." Schon während des Studiums habe er einen Kegelklub als SparKlub gehabt, erzählt Claudio Engeln. "Da wir kein Geld hatten, um gemeinsam in den Urlaub zu fahren, haben wir gekegelt. Bierchen kann man dabei ja auch trinken."
Sonnenhof-Kellner Thomas Rakus gibt zu. "Ich bin gut beschäftigt." Gerade trägt er wieder eine Runde Pils und Radler auf die Bahn. "Sonst hätte ich ja nichts zu tun", sagt er mit einem Lächeln und bringt die Zwischenergebnisse vom KEV und der Fußball-Bundesliga gleich mit.
An diesem Abend ist "Die wilde 13" stark dezimiert. Zwei Mitglieder sind beruflich verhindert, bei einem anderen Paar ist der Babysitter ausgefallen. "Ich würde mein Kind auch hierher mitnehmen", sagt Christina Engeln. "Sophie ist sieben Monate. Hier könnte sie gut schlafen."
Nicht schlafen dürfen die jungen Kegler, denn schon ist die nächste Partie angesagt. "Jetzt holen wir den linken Bauern", verkündet Andreas Engel. Und schon rollt die Kugel wieder.