E-Zigarette: Dampfen statt rauchen
Rauchen ohne Tabak stinkt zwar nicht, gesund ist die neue Variante aber keineswegs.
Krefeld. Rauchen kann tödlich sein. Der Genuss einer Zigarette zum Kaffee oder nach dem Essen gehört für Raucher dennoch zum Leben. Diese gepflegte Rauch- oder wie Kritiker sagen Suchtkultur erfährt derzeit eine Rundummodernisierung. Denn mit der elektronischen Zigarette könnte ein USB-Anschluss am Notebook oder Mobiltelefon für Raucher bald wichtiger sein als das Feuerzeug in der Tasche.
Vom günstigen Modell am Kiosk bis zur edlen Variante im Fachgeschäft: Der Trend scheint quasi in aller Munde zu sein.
Und so funktioniert’s: Über einen Inhalator wird der Dampf einer Lösung, Liquid genannt, aufgenommen. Der Inhalator besteht aus einem sogenannten Verdampfer, der mit einem Mikrochip versehen ist und beim Ziehen am Mundstück reagiert: Ein Heizdraht erzeugt so über einen aufladbaren Akku im Gerät den namensgebenden Elektroimpuls.
An den Inhalator sind die Patronen (Depots) angeschlossen, die eine Nikotinlösung enthalten. Dieses Liquid kann zusätzlich mit diversen Aromen versehen sein — die Zigarette schmeckt fruchtig oder nach Kräutern.
Vor allem verbrennt die E-Zigarette keinen Tabak, dem Körper werden die dadurch entstehenden Schadstoffe, Teer oder Kondensat, also erspart. „Eine trügerische Sicherheit“, lautet die Einschätzung des Krefelder Lungenfacharztes Dr. Michael Schroers. Aus medizinischer Sicht sei die E-Zigarette aufgrund vieler Unsicherheitsfaktoren mindestens als bedenklich einzustufen. „Es gibt noch keinerlei verlässliche Studien über die genauen Inhaltsstoffe“, sagt Schroers. Er warnt vor einer Verharmlosung der Gefahr durch Verkäufer und Hersteller.
In ihrem Fachgeschäft Smoke-No-Smoke an der Sternstraße verkauft Gudula Uellendahl E-Zigaretten und Liquid nur an volljährige Raucher. Der Andrang im Geschäft ist riesig, viele bringen jedoch die Erwartung mit, die E-Zigarette sei das neue Wundermittel im Kampf gegen die Sucht.
Dem erteilt Uellendahl eine Absage: „Viele Gifte einer Tabakzigarette sind in der E-Zigarette nicht enthalten. Trotzdem verkaufe ich hier keine Gesundheitsprodukte — die gibt es in die Apotheke.“ Sie rechnet dagegen vor, dass E-Zigarettenraucher gegenüber dem Tabak-Glimmstängel vor allem weniger Geld ausgeben. Und die geschmackliche Vielfalt sei natürlich auch verlockend.
In der Politik, sogar bis in die höchsten Gremien der EU-Gesetzgebung, herrscht noch keine einheitliche Linie zum Umgang mit dem neuen Phänomen E-Zigarette.
Den noch undefinierten Rechtsstatus nutzen derzeit Werbefachleute und Hersteller aus und locken mit Rauchgenuss auch außerhalb der Raucherzone. Auch das Krefelder Ordnungsamt hat keine klare Marschroute: „Wir warten auf die Grundsatzentscheidung der Landesregierung im nächsten Frühjahr“, heißt es auf WZ-Anfrage aus dem Presseamt der Stadt.
Bis dahin bleibt es wohl auch jedem Wirt und Restaurantbesitzer noch selbst überlassen, ob forsche E-Raucher aus dem Lokal rausgeworfen oder geduldet werden.