Ein bodenständiger Adliger und Gentleman wird 80
Helmer Raitz von Frentz ist vielen vor allem als Organisator des Flachsmarktes bekannt. Am Mittwoch kann er seinen Ehrentag feiern.
Krefeld. Helmer Raitz von Frentz ist Gentleman vom Scheitel bis zur Sohle. Selbst beim Rasenmähen ist er stets korrekt gekleidet in Oberhemd und Krawatte. Er amüsiert sich, wenn die Nachbarn schmunzeln, wenn sie ihn so sehen.
Der blaublütige Mann ist bodenständig, freundlich, heimatverbunden und kann ordentlich zupacken, wenn es sein muss. Er war schon König (bei den Linner Schützen) und Prinz (im Düsseldorfer Karneval). Die 80 Jahre, die er am 28. Juli vollendet, sieht ihm eigentlich keiner an.
Als kreativer Landschaftsarchitekt von Gärten, Parkanlagen und Golfplätzen legt er gerne selbst Hand an am eigenen Garten, der sich rund um sein 1725 erbautes Herrenhaus, den Bakenhof in Linn, erstreckt.
"Ich liebe das Grün, aber auf die Idee Golf zu spielen, käme ich nicht", sagt der 79-Jährige.
Er war früher lieber Kapitän anderer Art. Sowohl auf seiner Segelyacht, die vor Mallorca lag, als auch im Sportflugzeug. "Diese Hobbies betreibe ich jetzt nicht mehr", sagt der Diplom Ingenieur.
So gut wie heute ging es ihm nicht immer. Er wurde auf dem Bakenhof an der Rheinbabenstraße geboren, verlor früh seine Eltern und wuchs bei Onkel und Tante auf. "Meine Familie stammt aus Köln und wurde 928 erstmalig urkundlich erwähnt."
Politische Wirren, der Zweite Weltkrieg und eine schwere Typhuserkrankung prägten seine jungen Jahre. "Sie verhinderten mein Abitur", berichtet er. "In der Isolations-Baracke der damaligen städtischen Krankenanstalten habe ich sogar die Letzte Ölung erhalten. Da war ich sechzehn Jahre alt. Ich hab’s überstanden."
Damit der Neffe wieder zu Kräften kam, gaben ihn seine Pflegeeltern in eine Gärtnerlehre an die frische Luft. Die Weichen für den künftigen Lebensweg waren gestellt.
Fachabitur an der Abendschule parallel zu Ausbildung und Studium folgten. Letzteres finanzierte er sich mit Nebenjobs selbst. "Danach war ich drei Jahre Leiter im Grünflächenamt in Ratingen. Doch der Verwaltungskram lag mir nicht."
Er gewann Wettbewerbe, hat in Kempen und Velbert an der "Neuen Stadt" mitgearbeitet und sich schließlich im eigenen Haus selbstständig gemacht. Wobei der Herrensitz nach dem Krieg eher einer Ruine glich und kaum bewohnbar war.
"Wir schaffen das", erklärte er damals seiner Frau Marianne, die er bei einer lustigen Karnevalsfete im Düsseldorfer "Malkasten" kennen gelernt hatte. "Mit einem Raum fingen wir die Sanierung an."
In der Werbegemeinschaft begann sein ehrenamtliches Engagement. "Ich musste etwas für Linn tun", fand er. "Dann trat ich in die FDP ein und hatte 40 Jahre lang das Amt des Kreisvorsitzenden inne."
Helmer Raitz von Frentz war Ratsherr in Krefeld und hielt der Bezirksvertretung Oppum-Linn bis in die jüngst beendete Legislaturperiode die Treue.
Heute engagiert er sich vornehmlich beim Flachsmarkt. Er ist sein "Kind". Gerne erinnert er sich daran, wie der historische Handwerkermarkt 1974 mit ein paar Leuten bei Bier, Würstchen und Gitarrenmusik "geboren" wurde und ein Jahr später erstmals auf dem Andreasmarkt stattfand.
Sein Wunsch für die Zukunft ist es, "noch bei vielen Flachsmärkten gesund aktiv sein zu können."