Ein Hefezopf im Nachtcafé

An der Tiergartenstraße ist jeden Abend Programm. Beim WZ-Besuch steht Backen auf dem Programm.

Krefeld. Senioren klagen oft darüber, dass sie nachts nicht mehr gut schlafen und viel zu früh aufwachen. Sofern keine Schlafstörung vorliegt, gibt es eine gängige Erklärung dafür. Viele ältere Menschen gehen sehr früh zu Bett und sind dadurch im Morgengrauen ausgeschlafen. Tatsächlich sinkt das Schlafbedürfnis mit dem Alter.

Im Altenheim am Tiergarten gibt es keinen Grund, früh schlafen zu gehen; ganz im Gegenteil. Dort öffnet jeden Abend das Nachtcafé. Ob Bingo, Basteln oder Backen, Kinoabend, Kosmetik, Quiz oder Gedächtnistraining, alles ist auf dem Programm. 365 Tage im Jahr geht es gegen 19 Uhr im großen Gemeinschaftsraum los.

Auch diesmal hat sich eine interessierte und muntere Gruppe von rund 20 Seniorinnen und Senioren eingefunden. „Die anderen essen und gehen zu Bett“, sagt Elisabeth Borck (84) und schüttelt den Kopf. „Das ist nichts für uns.“ An ihrem Tisch sitzen noch Maria Luise Coenes (88), Liselotte Brandt (88), Ingrid Zeitz (67) und Katharina Franck (88). Die Gleichaltrigen kennen sich schon seit Volksschul-Zeiten und sind sich einig: „Das ist prima Unterhaltung, die wir gerne annehmen. Heute wird gebacken.“

Während früher schon Waffeln, Bratäpfel oder Omelett auf dem nächtlichen Speiseplan gestanden haben, geht es jetzt bei Wasser und Apfelsaft um Hefegebäck. Küchenleiterin Kerstin Greven bringt mit Unterstützung der Verwaltungsangestellten Renate Stenmans einige Kilo vorbereiteten Teig in den Raum, der Backofen der mobilen Küche wird vorgeheizt.

Dann geht es los. „Hefezopf“ möchten die Seniorinnen herstellen. „Zum Flechten das äußere Band in die Mitte legen“, erklärt Stenmans. Die meisten wissen, wie es geht. „Wir hatten ja alle einen Haushalt“, sagen sie. Die Kunstwerke werden dann auf ein Backblech gelegt, mit Eigelb bestrichen und danach in den Backofen geschoben. Auf dem Backpapier wird der Name der jeweiligen Bäckerin notiert, damit auch jede ihren Zopf bekommt. Kaum im Ofen, macht sich ein köstlicher Duft breit. Keine Frage ist es, das die Seniorinnen warten, bis die erste Kostprobe fällig ist. „Wir sind die Nachteulen hier“, sagen Lieselotte Brandt und Katharina Franck wie aus einem Mund. „Wir schließen hier immer zu.“