Eine Krefelderin in Südtirol
Vor 50 Jahren ist Rosita Antholzer der Liebe wegen nach Südtirol gezogen. Dort betreut sie auch Urlauber aus der alten Heimat.
Krefeld. Ein idyllisch gelegener Badesee im Wald südlich von Bozen. Südtirol-Urlauber sonnen sich auf dem Holzsteg, stärken sich auf der Terrasse vor dem gemütlichen Restaurant oder planschen im kühlen Wasser. Für die Eintrittskarte, die Sonnenliegen und -schirme, ein Mittel gegen den Wespenstich oder für das Eis zwischendurch sorgt eine ebenso freundliche wie resolute Frau mit kurzen grauen Haaren: Rosita Antholzer (69) aus Krefeld. An ihr führt hier buchstäblich kein Weg vorbei.
Dabei hatte auch für das Krefelder Mädchen alles mit einem Urlaub angefangen. Sie war 15 und mit Eltern und Freundin im Süden: „Das war 1960. Damals gab es noch die Unruhen um die Zugehörigkeit Südtirols. Wir waren auf der Suche nach einem Zimmer.“ Mit ihrer Freundin habe sie auf dem Marktplatz von Eppan gestanden und da kam zufällig Herbert Antholzer aus dem Rathaus. Die Mädchen unterhielten sich extra laut, um seine Aufmerksamkeit zu erregen. Und tatsächlich: Der junge Mann sprach sie an und man verabredete sich zum Tanzen.
Und aus der Urlaubsliebe wurde tatsächlich Ernst. Nach mehreren gegenseitigen Besuchen läuteten vier Jahre später die Hochzeitsglocken und Rosita Verheyen zog mit 19 Jahren nach Italien. Sie ließ ihr Elternhaus in Oppum und den Friseursalon Müller an der Hochstraße, wo sie schon als Lehrling gearbeitet hatte, hinter sich.
Auf die Frage, ob sie nie daran gedacht hat, ihren Mann nach Krefeld zu holen, sagt sie schlicht: „Der wollte nicht weg.“ Und das Umziehen war sie durch die Kriegswirren gewohnt: geboren 1945 auf Rügen, getauft auf Sylt und dann schließlich in Krefeld gelandet und dort zur Schule gegangen.
Den Umzug nach Italien hat sie nie bereut, auch wenn die Südtiroler sie nicht alle mit offenen Armen empfangen haben: „Aber ich bin hier so gut von der Familie meine Mannes aufgenommen worden. Ich hatte nie Heimweh.“
Mittlerweile fühlt sie sich als Südtirolerin: „In Krefeld kenne ich mich gar nicht mehr aus, da hat sich so viel verändert.“ Zwar lebt noch ein Teil der Familie und zwei Freundinnen hier, aber seit ihre Eltern tot sind, fährt sie nicht mehr in die alte Heimat: „Mein Mann ist schon 75 — das ist uns zu weit.“
Den südländisch klingenden Namen Rosita trug sie aber schon in Deutschland: „Meine Mutter hat so für Rosita Serrano (Anm. d. Red.: eine chilenische Sängerin, die lange in Deutschland gelebt hat) geschwärmt.“
Nach der Hochzeit hat die ausgebildete Friseurin mit ihrem Mann dann eine Pension in Oberplanitzing übernommen. Dort waren in 16 Jahren auch immer viele Krefelder zu Gast. „Der Kontakt zu den Menschen - vor allem, zu denen, die man schon länger kennt, das ist das schönste an dem Beruf“, sagt Antholzer auch heute noch.
Schließlich kam das Angebot, die Jausenstation Kleiner Montiggler See mit dem Strandbad zu übernehmen. „Zunächst haben mein Mann und mein Sohn das gemacht. Später habe ich die Pension aufgegeben und mitgeholfen.“
Mittlerweile sind die Antholzers seit über 30 Jahren am See, haben das Geschäft vor einigen Jahren an Sohn Roland übergeben. Aber beide sind immer noch aktiv. Während Herbert (75) die Gäste im Wirtshaus bedient, verteilt Rosita Liegestühle, Sonnenschirme und Eis an die Badegäste: „Das machen wir auch weiter — solange mein Sohn uns noch hier braucht“, sagt sie.