Eine-Welt-Laden: Die Idee von einer fairen Welt
Seit über 30 Jahren hält sich das Krefelder Geschäft am Westwall. Zu kaufen gibt es Produkte wie Schokolade oder Kaffee.
Krefeld. Eigentlich müsste man ja die Welt verbessern. Eigentlich. Nur heute bitte nicht, vielleicht morgen. Jeder kennt die Gedanken, die das Gewissen zwicken, wenn man schon wieder mit dem Auto statt dem Fahrrad zum Briefkasten fährt, Kleidung „Made in Cambodia“ kauft oder einfach der Welt vom Fernseher aus bei der Selbstzerstörung zusieht.
Man kann etwas tun, soviel ist sicher. Und wie sich das anfühlt, weiß Gerlinde Wientgen: „Es ist schön, seinen Beitrag leisten zu können. Das verbindet uns in unserer Gemeinschaft und die Arbeit macht uns Spaß.“ Die 76-Jährige ist die erste Vorsitzende des Krefelder Arbeitskreises Dritte Welt.
Seit dessen Gründung 1976 ist sie Mitglied in dem Verein. Die Mitglieder hatten das Ziel, einen Eine-Welt-Laden zu eröffnen — was 1977 auch geschah. Zur Zeit arbeiten im Krefelder Eine-Welt-Laden 30 Ehrenamtler. Die drei Hauptaufgaben des Ladens am Westwall 62 sind der Verkauf von fair gehandelten Produkten, das Sammeln von Spenden für Projekte in Indien und das Verbreiten von Informationen über diese Themen.
Fair gehandelte Produkte — das heißt keine Ausbeute der Produzenten in den Entwicklungsländern. Die wichtigsten Importprodukte für den Eine-Welt-Laden sind Kaffee und Schokolade. „Der Mensch schlägt immer Profit aus allem. Unser Laden tut das nicht, er trägt sich gerade mal selbst“, so Wientgen.
„Wir verzichten auf den Gewinn, um den Bauern einen fairen Preis bieten zu können und die Produkte trotzdem nicht zu teuer verkaufen zu müssen.“ Von einem fairen Preis spreche man, wenn er über dem Durchschnitt des Landes für ein Produkt liege. Außerdem biete man den Unternehmen längerfristige Aufträge und Absicherungen im Krankheitsfall.
Die Spenden kommen von Privatpersonen. Ein Trinkwasserbrunnen für Indien kostet 1500 bis 2000 Euro. „Eine Summe, die in einem Jahr schon mal zusammenkommen kann“, sagt Christa Heck, die zweite Vorsitzende des Vereins. Auf großen Fotos im Eine-Welt-Laden kann man die bereits realisierten Projekte sehen.
Die Kunden werden durch die Mitarbeiter und die kleinen Texte auf einigen Verpackungen über die Missstände in den Entwicklungsländern informiert. Das geschieht auch durch Veranstaltungen wie Vorträge und Filmvorführungen. Die finden dann abends im Laden statt. Jeden ersten Samstag im Monat hat der Laden einen Stand auf dem Bauernmarkt an der Dionysiuskirche.
„Die Idee von einer faireren Welt motiviert uns, weiterzumachen. Denn die Zahlen sind immer noch verheerend“, sagt Wientgen. Ein Beispiel: Noch heute hungert jeder siebte Mensch.