Ernst Althoff: Für Joseph Beuys baute er ein Bett aus Stahl und Eiche
Der Krefelder Ernst Althoff lernte Tischler und wurde zum Professor an der Düsseldorfer Kunstakademie berufen. Er entwarf Häuser und Möbel.
Krefeld. Schreinergeselle und Professor. Kein Widerspruch. Von philosophischen Betrachtungen über den Sinn und die Aufgaben von Architektur springt Ernst Althoff gerne zurück zu den Wurzeln, zum Stoff, der Gestalten erst möglich macht.
Das Bett, das der heute 83-jährige für Joseph Beuys einst aus Stahl und Eiche gefertigt hat, ist nach vielen Umwegen wieder in seinem Besitz. Über die Drakestraße in Düsseldorf und die Kliedbruchstraße in Krefeld gelangte die Ruhestatt des Künstlers in die Schweiz und von dort kürzlich wieder zurück an den Niederrhein.
„Er kann unglaublich stur sein“, sagt die Malerin und Bildhauerin Gisela Rietta Fritschi über ihn, die ihn seit mehr als 20 Jahren kennt. Sie ist die Ex-Frau eines ehemaligen Schülers von ihm. Sie sagt aber auch: „Er ist aber auch der fröhliche und optimistische Rheinländer.“
Dem Mann; der gerne grobe Pullover trägt, blitzt die Lebensfreude aus den blauen Augen unter dem zerzausten, weißen Haarschopf. „Es war nicht die große Strenge in meinem katholisch geprägten Elternhaus“, sagt er im Rückblick auf seine Kinder- und Jugendzeit an der Jägerstraße am Blumenplatz.
Aber sein Vater, der Schreiner, und seine Mutter hätten Auf- und Vorgaben gemacht, Grenzen gesetzt. Das hat ihn geprägt. Handwerklich und künstlerisch.
Nach der Lehre bei seinem Vater absolvierte er sein Architekturstudium zwischen 1944 und 1948 an der Krefelder Meisterschule für das gestaltende Handwerk, später die Werkkunstschule, aus der die Hochschule Niederrhein hervorging.
Mit Achtung spricht Althoff noch heute von einem seiner ersten Lehrer, Professor Stefan Hirzel, damals Direktor an der Meisterschule. Durch dessen Empfehlung wurde er 1950 in die Klasse von Hans Schwippert an die Düsseldorfer Kunstakademie aufgenommen. 1963 holte Schwippert Althoff zurück — als Dozent für die Akademie. Neun Jahre später erfolgte die Berufung zum Professor.
Mit Ludwig Mies van der Rohe kam es 1959 zu einem Treffen, Walter Gropius lernte Althoff 1965 kennen. Beide beeinflussten Althoffs Auffassung von Architektur mit. Wie nebenbei erzählt Althoff auch von einem Treffen mit van der Rohe kurz vor dessen Tod 1969 in Chicago.
Zum Gedankenaustausch traf er bei der Konzeption der deutschen Beteiligung an der Weltausstellung Brüssel 1958 auch Henry van de Velde und Egon Eiermann — der 1956 das Verwaltungsgebäude der Krefelder Verseidag baute, das spätere Stadthaus, um dessen Denkmalwürdigkeit heute heftig gestritten wird.
Nie aber hat Althoff seine Wurzeln aus den Augen verloren. Einfach und voller Wert sind die Möbel und Häuser, die er entwarf. Es erinnert ein wenig an Marx und Engels, wenn er über die Rolle der Architektur für die Gesellschaft spricht:
„Wir sind die Produkte der Umgebung, in der wir aufgewachsen sind.“ Und: „Erst kommt das Wohnen, dann das Bauen.“ Es gehe nicht um die Architektur oder die Ästhetik, sondern um das Wohlfühlen in einem Haus, um die guten Beziehungen der Bewohner, die sich daraus entwickeln.“
Der Mann mit den zupackenden Händen erinnert sich gerne an die Schlösser-Gaststätte in der Ratinger Straße in Düsseldorf, die er als „Börse“ für verschiedene Auftrage der jungen Architekten und Künstler bezeichnet.
Dort hatte auch das Büdericher Ehrenmal von Joseph Beuys seinen Ausgangspunkt. Das monumentale Eichenkreuz und das Tor für das Ehrenmal wurden teilweise in der väterlichen Werkstatt an der Jägerstraße hergestellt und von dort mit dem dreirädrigen Lieferwagen des Vaters nach Kleve transportiert.
Später baute Althoff für seine Kommilitonen Beuys und Erwin Heerich das erwähnte Bett und einen Tisch aus Nussbaum — im Tausch gegen eine kleine Skulptur und eine grafische Arbeit.