Gärtnerliebe zu Dornen und Stacheln
35 Spezialisten fachsimpeln.
Krefeld. Die Sukkulenten nur als Pflanzen mit wasserspeicherndem Gewebe zu erklären, ist viel zu wenig. Es sind ganz spannende Gewächse. Das ist schon dem einen oder anderen Namen anzumerken.
Die kaum erkennbaren „Lebenden Steine“ oder der dicke „Elefantenfuß“ mit dem bizarren Grün sind Hingucker. Und der „Weihnachtskaktus“ gehört schließlich auch zu den Sukkulenten.
Seit gestern stehen diese Pflanzen im Botanischen Garten im Mittelpunkt. Das Treffen von 35 Sukkulenten-Gärtnern aus Botanischen Gärten in ganz Deutschland findet in diesem Jahr in Krefeld statt. Fachleute aus Dresden, Frankfurt oder Konstanz gucken, vergleichen und fachsimpeln, was die Beete zu bieten haben.
„Es ist der Reiz, diese Pflanzen, die ursprünglich nicht bei uns wachsen, hier blühen zu lassen“, sagt Helmut Schwab von den Sukkulenten-Freunden Krefeld. „Während Kakteen in der ,neuen Welt‘ von Kanada bis Patagonien vorkommen, sind die ,anderen Sukkulenten‘ hauptsächlich in Afrika, wie in Namibia, beheimatet.
Dort haben sie schwer zu kämpfen.“ Jahrelang falle dort kein Regen. „Die Pflanzen haben sich ihrer Umgebung angepasst und ernähren sich von Tau und Nebel.“
Auf der niederrheinischen Fensterbank muss das Heimatland und die richtige Jahreszeit imitiert werden, damit es mit dem Wachstum klappt. „Die Sukkulenten wollen bei uns im Winter wachsen, wenn die Südafrikaner Sommer haben. Das können wir stoppen, indem wir sie wenig gießen und kühl stellen.“ Mit Zentralheizung sei der Platz oft ziemlich rar.
Im Gewächshaus des Botanischen Gartens treibt gerade ein „Lebender Stein“ eine gelbe Blüte aus. Es sind die ausgewiesenen Lieblinge des Sukkulenten-Fans Schwab. Wenn nicht die Blüte wäre, würde sie ein Laie in der Schale zwischen anderen „richtigen“ Steinen kaum entdecken. „Diese Mittagsblumengewächse brauchen nur viermal im Jahr Wasser“, weiß der Fachmann.
Barbara Ditsch aus Dresden gehört zu den Gründungsmitgliedern dieses Arbeitskreises von Fachkollegen, der seit 1996 besteht. „Wir werden immer mehr“, freut sie sich und schaut auf ihre Lieblingspflanze, den dicken grauen Stamm und das frische Grün des „Elefantenfußes“ im Gewächshaus. Birgit Loy hingegen, die Leiterin des Botanischen Gartens in Krefeld, hat ihre Liebe zu Ferokaktus mit seinen schön gefärbten Dornen entdeckt.
Kristina Kish und Arnim Velte kommen vom Palmengarten Frankfurt, einem sehr großen Botanischen Garten. „Wir finden die Beete hier sehr schön, sie sind mit Liebe angelegt und gepflegt. Besonders das Kanaren-Beet mit seiner Vielfalt gefällt uns“, sagen sie. „Es ist einmal etwas anderes.“
Das Treffen der Sukkulenten-Gärtner findet in Düsseldorf, im Garten der Heinrich-Heine-Universität, seinen Fortgang. Weitere Vorträge, Besichtigungen und ein Erfahrungsaustausch sind bis einschließlich Samstag geplant.