Eselmist soll gegen Schmerzen helfen
Bei einer gruseligen Führung ging es um Geister, Heiler und wundersame Bräuche.
Krefeld. "Mama, guck mal, ganz viele Kürbisse..." Der Knirps am Eingang des Krefelder Zoos hat es messerscharf erkannt. Zum Halloween-Fest hat der Tierpark sich geschmückt. Zooführerin Hella Hallmann setzt sich einen Hexenhut auf und kredenzt den Besuchern Teufelchen aus Weingummi. War das das Süße vor dem Salzigen? "Von Geistern, Heilern und wundersamen Bräuchen - eine gruselige Dämmerführung zum Start in den November" hieß nämlich der Rundgang. Und dieser Ausflug war keine Reise in die Geschichte des Halloween-Festes.
Hallmann klärte vielmehr über die Mythenwelt auf. In der spielen Tiere, die auch im Zoo beheimatet sind, eine große Rolle. "Eselmist wurde im Mittelalter auf schmerzende Körperstellen aufgetragen", erzählte Hallmann. "Dem Esel sagte man allgemein heilende Kräfte nach. So wurde sein Ohrenschmalz gegen Kopfschmerzen verwandt, und das Eselblut haben Kranke etwa zur Heilung von Fieber getrunken."
Tobias (10) und seine Freunde Sebastian (7), Marlene (8) und Florian (8) hatten richtig Spaß. Die Vier waren in Geister-Kostüme gehüllt. "Geht damit aber nicht ins Affenhaus", mahnte eine Tierpflegerin, "die Affen spielen verrückt!"
Das Quartett wollte vor allem die Raubtiere sehen. "Weil die vom Aussterben bedroht sind und weil sie jagen", erklärte Tobias. Jaguare, so lernten die Kinder, wurden von den Indianern in Südamerika nicht gejagt, und während Jaguar-Dame Bess im Gehege ihre Runden drehte, erläuterte Hallmann: "Für die Indianer waren die Tiere wie Götter. Im Zweifelsfall galt es als Ehre, gefressen zu werden."
Mitleid zeigten die Gäste beim Besuch des Uhus. "In Europa hielt man ihn für den Überträger des Bösen Blickes", erklärte Hallman. "Uhus wurden verfolgt, gefangen, getötet und oft auch mit angeblichen Hexen auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Oder man hing ihre Klauen zur Abschreckung an Türrahmen."
Auch den Nashörnern sei es oft an den Kragen gegangen. An’s Horn, um genauer zu sein: "Pulver aus dem Horn gemahlen gilt in Asien heute noch als potenzsteigernd", so Hallman.
Zum Abschluss öffnete Hallmann noch ihren "Gruselfundus": Aus getrockneten Kräutern, Schlangenhäuten und Elefantenhornhaut mixte sie eine "Zauberauslese", die die Teilnehmer mit auf den Weg nahmen und die ihnen jetzt zwölf Monate lang Glück bringen soll. kv