Experimentelle Musik im TAM: Der Zufall will organisiert werden
Im Fischelner TAM gehen neun Monate mit John Cage zu Ende.
Krefeld. Von September bis Mai: Jedes der neun Monatsprogramme im Fischelner Theater am Marienplatz (TAM) war in dieser Spielzeit dem Avantgarde-Komponisten John Cage (1912-1992) gewidmet. Das letzte Programm hatte jetzt Premiere. Es versammelt sechs der sogenannten „Number Pieces“ aus der letzten Schaffensphase des Amerikaners.
Die Stücke sind nach der Anzahl der Ausführenden benannt. Meist gibt Cage Zeiträume an, in denen die Klänge beginnen und enden müssen. Das Einführen des Zufalls in die Musik, das Entbinden der Töne von Funktionen und so fort, dafür steht Cage.
Der Zufall muss aber organisiert werden. Stoppuhren spielen für die Ausführenden auch im TAM eine wichtige Rolle. Sind mehrere Spieler beteiligt, beginnt das Stück mit einem Uhrenvergleich. Alle Stoppuhren müssen zum gleichen Zeitpunkt gestartet werden, damit wird das Spielen der Zeiträume synchronisiert.
„One“ für Piano solo schreibt bestimmte Töne vor. Alfred Pollmann entledigt sich der Aufgabe nicht ohne dynamische Variationen. Dennoch bleibt das Stück meditativ, die langen Pausen zerstören den Versuch des Hörers, Zusammenhänge herzustellen.
Beim späteren „Two“ für Flöte und Piano (Pollmann und Karsten Lehl) ergibt sich manchmal ein vielleicht doch funktionales Zusammenwirken der langen Querflötentöne mit dem Klavier. Ob Cage das gewollt hat?
In „Five“ für fünf beliebige Instrumente agieren Pit Therre am Bandoneon, Björn Kiehne an der Trompete, Karsten Lehl an der Querflöte, Stefan Otto-Bach an der Klarinette und Nina Sträter an der Melodica. Wenn hier einmal etwas zusammenklingt, dann meist in Reibungsschwingungen.
Außerdem im Programm: ein Solo, ein Trio, ein Sextett für Perkussion. Abgesehen vom Solo, in dem Stefan Hölker dramatische Wirkungen durch harte Schläge provoziert, verplätschert das meiste in beliebig scheinender Unorganisiertheit.
Für TAM-Leiter Pit Therre hat sich die Beschäftigung mit Cage, der 2012 100 Jahre alt geworden wäre, gelohnt — womit er vor allem die Spielenden meint.
Weitere Termine: 10., 17., 24., 31. Mai, jeweils 22 Uhr.