Furie im Paillettenkleid reißt den Rosen ihre Köpfe ab
Wieder eine gute deutsche Band in Krefeld, wieder nur wenig Publikum: Wer Karpatenhund verpasst hat, hat etwas verpasst.
Krefeld. In einem schwarzen Paillettenkleid steht Claire Oelkers auf der Bühne, vor ihr ein mit roten Rosen geschmücktes Mikro. Sie lächelt freundlich ins Publikum und sortiert noch schnell ihren Pony, bevor laute Marschmusik die Kulturfabrik erfüllt und sie anfängt, tanzend, schreiend und singend über die Bühne zu fegen.
Wer die Band Karpatenhund nicht kennt, hätte der 24-jährigen MTV-Moderatorin eine solche Energie nicht zugetraut. Die Kölner Gruppe setzt auf mechanische Töne mit klaren Einflüssen des Indierock.
Abwechslungsreich wie die Musik ist auch die Stimmung, die Oelkers und ihre drei Mitstreiter kreieren: Sie reicht von Aggressionen - die Sängerin reißt den Rosen die Köpfe ab und schmeißt sie ins Publikum - über zarte Momente bis hin zum gemütlichen Smalltalk mit den Zuschauern. So gibt es im Publikum einige Grevenbroicher, die Oelkers noch aus Schulzeiten kennen.
Es ist den Bandmitgliedern anzusehen, wie viel Spaß sie auf der Bühne haben. Durch den rockigen Sound, die deutschen Texte, die sehr eingängige Stimme der Sängerin und die immer wiederkehrende Marschmusik ergibt sich ein ganz eigener Stil mit hohem Wiedererkennungswert.
Umso trauriger, dass die Kufa alles andere als gut besucht ist. Bei jungen deutschen Bands mit hohem Potenzial scheint das leider die Regel zu sein. Waren bei Tele vor einigen Monaten nur etwa 20 Zuschauer da, ist diesmal immerhin rund die doppelte Menge in die kleine Halle der Kufa gekommen, um die Band zu sehen. Das geht natürlich auf Kosten der Stimmung, da kann sich die Band noch so sehr bemühen, die Distanz zum Publikum möglichst klein zu halten und es zum Mitsingen aufzufordern.
Auch die Vorgruppe Oh Napoleon hatte mit diesem Problem zu kämpfen. Ihr Stil erinnert an Silbermond, obwohl die Band englische Texte singt. Dafür hat die Sängerin auch genau die richtige Stimme, doch die Lieder sind zu ruhig, um bei den Zuschauern Feierstimmung zu erzeugen.
Am Ende des Abends bleiben gemischte Gefühle: Karpatenhund spielt guten Indierock. Aber um richtig mitzugehen, braucht die Band ein größeres Publikum, das die Atmosphäre der Lieder mittragen kann. Vielleicht ja beim nächsten Mal.