Gudrun Lefkes sammelt textile Vergangenheit - Zu jedem Stück eine Geschichte
Gudrun Lefkes sammelt textile Vergangenheit— und alles, was Kinder mögen.
Krefeld. Einmal war sie mit ihren Freundinnen zum Essen im Krefelder Hof verabredet und kam nicht nur mit der Handtasche, sondern sogar mit Koffer. Das gute Stück hatte Gudrun Lefkes nämlich auf dem Sperrmüll entdeckt. Die Freundinnen rümpften etwas die Nase, aber die leidenschaftliche Sammlerin Lefkes focht das nicht an: „Ich konnte ihn einfach nicht stehen lassen“, sagt sie.
Seit fast 25 Jahren sammelt sie alles, was mit der textilen Geschichte der Stadt zu tun hat. Die zweite Sammelleidenschaft gilt Dingen, die für Kinder von Interesse sind. Am liebsten würde sie die beiden Bereiche verbinden. „Denn gerade für Kinder ist doch die textile Geschichte der Stadt sehr interessant“, sagt sie, die selbst aus einem Unternehmerhaushalt der Textilbranche kommt.
Als Kind musste Gudrun Lefkes oftmals schon vor der Schule zugeschnittene Stoffe zu den Näherinnen bringen, damit die in Heimarbeit die Krawatten fertigstellten. Später hat Gudrun Lefkes in der 1938 gegründeten Firma des Vaters mitgeholfen. Allerdings ist dieses Unternehmen wie so viele anderen Textilfirmen aus dem Handelsregister gelöscht worden.
Musterbücher aus der Zeit konnte Gudrun Lefkes retten. Klappt man sie auf, sind die Stoffe im Winkel von 45 Grad zugeschnitten. „Das war meine Idee“, sagt sie, „damit konnten wir unsere Stoffe viel besser präsentieren“. Krawattengerecht, sozusagen.
Stoffe hat die Sammlerin auch in ihren Koffern und Kisten. Hier ist die Verbindung von Textilem mit der Welt der Kinder augenfällig: Autos und Puppen, aber auch Bücher und Computer sind die Motive, die in beiden Welten eine große Bedeutung haben.
In Reih und Glied stehen bei ihr die Koffer aus Pappe, Leder, Karton und sogar Holz. Darin: Puppenkleider, die sie auf Flohmärkten gekauft hat. Sie sind gewaschen, gebügelt und liebevoll einsortiert. Anziehpuppen aus Karton, mit verschiedenen Papierkleidern und sogar passenden Ständern, liegen in einem anderen Koffer. „Ich habe alle diese Dinge wiederhergerichtet“, erzählt Gudrun Lefkes.
Sie klebt Füße an Puppenschränke, repariert kleine Nähmaschinen und sucht voller Geduld nach dem richtigen Band, um eine Holzfeuerwehr wieder gängig zu machen. Für eine Tourismusmesse in Berlin hat sie Mini-Krawatten genäht, die auch auf Grußkarten verwendet werden.
Das Spannende an ihrer Sammlung ist, das Gudrun Lefkes zu jedem Stück eine Geschichte kennt. Ihr Wunschtraum ist eine Ausstellung ihre ungezählten Schätze zu den Themen ihres Lebens: Kinder und die textile Vergangenheit Krefelds.