Bayer-Laienspielgruppe: Mit Zwerg Nase wieder zum Kind werden
Die Bayer-Laienspielgruppe versüßt die Adventswochenenden mit einem Weihnachtsmärchen für Klein und Groß.
Krefeld. Mit ihren neun Monaten ist Mira die jüngste Besucherin. Zum größten Teil verschläft der Wonneproppen die erste Aufführung von „Zwerg Nase“ am Freitagnachmittag im gut gefüllten Uerdinger Bay-Treff. Das Premierenpublikum ist hingegen hellwach — und begeistert.
Zu Anfang ertönt mit Donnerhall und Kunstnebel eine bekannte Kino-Fanfare. Traditionell versüßt die Laienspielgruppe der Bayer AG Uerdingen die Adventswochenenden mit einem Weihnachtsmärchen. Kindergärten und Schulklassen belagern die vordersten Reihen, die Jüngsten machen es sich auf dem Fußboden direkt vor der Bühne bequem. Jung gebliebene Erwachsene sind die wahren Fans, die dem Bayer-Weihnachtsmärchen seit eigenen Kindertagen die Treue halten.
Bei „Zwerg Nase“ ist es leicht, wieder zum Kind zu werden. Wie geheimnisvoll der rote Mantel von „Deutschlands größtem Prädikatsmagier“ (Peter Koppers) funkelt. Wie schrecklich fies die Hexe Kräuterweis (Ingeborg Praus) aussieht und spricht. Putzig anzuschauen sind die Gitarre rockenden Meerschweinchen (Jessica und Chiara Sinsteden).
Ach, und das schwere Schicksal des armen Jakob (Roland Lipski). Im ersten Jahr muss er bei der Hexe Schuhe putzen, im zweiten Sonnenstaub einfangen, im dritten Tau aus den Rosen schöpfen. Zu allem Überfluss verwandelt das garstige Weib ihn in einen buckeligen Zwerg mit Riesennase. „Boah, iihhh“, kommen die mitleidigen Rufe aus dem Publikum. Der 14-jährige Lipski schleppt sich über die Bühne, dass einem schon beim bloßen Zusehen der eigene Rücken weh tut.
Der Vorhang fällt früh. „Ist jetzt Pause?“ „Nein, jetzt kommt Werbung.“ Einige Kinder tanzen spontan im Mittelgang, während die Älteren ihre SMS checken. Regisseur Matthias Oelrich bietet mit seiner kindgerechten Bühnenfassung beste Unterhaltung.
Als es weitergeht, gibt es aufmunternde Zwischenrufe und viel Szenenapplaus. Im Schloss des Herzogs (René Quade) verzückt Zwerg Nase fortan als Leibkoch nach allen Regeln der Kunst. Die Erwachsenen haben ihren Spaß an kleinen Seitenhieben auf moderne Molekularküche und Tüten-Fertigprodukte. Zwerg Nase rettet die verzauberte Gans (Sabrina Pfeiffer schlägt in ihrem Käfig herzergreifend traurig mit den Flügeln) vor ihrem Schicksal als Braten und findet mit ihrer Hilfe das magische Kraut, das seinen Fluch aufhebt.
Um Mimi von ihrem Zauber zu erlösen, müssen die Kinder mithelfen. Erst fliegen nur ein paar Federn durch die Luft, doch als alle den kollektiven Zauberspruch: „Günseli Gänseli, Hippeli Häppeli . . .“ schreien, steht Mimi im prächtigen Prinzessinnenkleid auf der Bühne. „Hübsch, hübsch!“, ruft ein ganz Kecker aus der ersten Reihe. Für das Schlussbild wirbelt das gesamte Ensemble nach der launigen Choreographie von Frank Crossey über die Bühne. Das hat Ohrwurmqualität. Kräftiger Schlussbeifall schließt die großartige Leistung der Bühnenbauer, Beleuchter, Tontechniker, Schneiderinnen und Visagisten mit ein.