Heinrich Band-Bandoneon - Ein Original kehrt zurück
Der Sammler Harry Geuns übergibt ein 150 Jahre altes Bandoneon von Heinrich Band zurück.
Krefeld. „Ein Bandoneon kann man ohne Notenkenntnis spielen“, sagt Harry Geuns, legt sich das Handzuginstrument auf die Knie und spielt „etwas Rumtata, einen Marsch auf leichten Füßen“.
25 Jahre lang nannte der niederländische Sammler das Original-Bandoneon von Heinrich Band sein Eigen. Gestern übergab er es feierlich an den neuen Besitzer.
Für den „Vorzugspreis“ von 5000 Euro erwarb der Förderverein des Kulturbüros der Stadt Krefeld das über 150 Jahre alte Instrument. „Das Bandoneon gehört zur Musikgeschichte unserer Stadt“, stellt Förderverein-Vorsitzende Inge Brand fest und bedankt sich bei den anwesenden Spendern, die den Erwerb mit viel Eigeninitiative ermöglichten.
Für Geuns war immer klar: „Wenn ich das Bandoneon verkaufe, dann nur nach Krefeld.“ Der Kontakt kam durch Zufall zustande, als Kulturbüro-Leiter Jürgen Sauerland-Freer nach „etwas Besonderem“ für das Bandoneon-Festival im Herbst 2012 Ausschau hielt.
Auch Harry Geuns fiel das Instrument durch Zufall in die Hände. Ein befreundeter Akkordeonbauer gab ihm den Tipp. Ein einziger Blick in den antiken Holzkasten sorgt gleich für Gewissheit. „H. Band & J. Dupont, Breite Straße 45“ steht auf dem Aufkleber — Heinrich Band und sein Kompagnon Jaques Dupont, das reicht als Garant für die Echtheit.
„Ich habe schon als Kind Akkordeon nach Gehör gespielt“, erzählt der gelernte Landschaftsarchitekt. Sein großes Vorbild war der argentinische Tango-Solist Astor Piazzolla. „Mein erstes Bandoneon kaufte ich mit 19 Jahren von einem Trödler. Es war leider nicht spielbar.“
Auch das 100-tönige Original-Bandoneon aus Fichte und Rio-Palisander war vor 25 Jahren in einem schlechten Zustand. „Ich belegte damals einen Schellack-Politur-Kurs und nahm es gleich als Objekt zum Lernen“, gesteht der 50-Jährige. Er liest sich sorgfältig in die Materie ein, etwas Holzbearbeitung hier, etwas Buchbinderei da — und dann saniert Geuns fachmännisch in liebevoller Kleinarbeit das historische Instrument mit authentischen Materialien.
Er restauriert die Holzprofilleisten, bezieht den Balg neu mit Leder, schweißt den abgebrochenen Hebel wieder an, repariert die Mechanik und ersetzt die fehlenden Knöpfe und abgebrochenen Zungen aus Neusilber. Was als Hobby begann, ist längst zum Beruf geworden.
Seit 2003 lebt Harry Geuns mit seiner Frau und drei Kindern im belgischen Molenbeersel und restauriert und baut Bandoneons. Und wie kann man ohne musikalische Vorbildung Bandoneon spielen? „Die Tabellennotenschrift ist ein großer Verdienst von Heinrich Band“ schwärmt Harry Geuns.
Wie bei „Malen nach Zahlen“ ordnete der Krefelder Musiklehrer jeder Note eine Zahl zu, die mit der richtigen Taste auf dem Instrument korrespondiert. Bandoneon-Spielen leicht gemacht.