Günter Holthoff: Krefelds Jazzfan Nummer eins
Seine Bescheidenheit ist legendär, doch am Sonntag half sie ihm nichts: „Fongi“ Holthoff ist erster Ehrenvorsitzender des Jazzklubs.
Krefeld. Vorsitzender wollte er nie werden. Die Fäden aus der Hand geben mag er aber auch nicht. Günter Holthoff gehört zu den zehn Gründungsmitgliedern des Jazzklubs Krefeld, der seit 1979 das hiesige Konzertleben auf höchstem Niveau mit Jazz bestückt.
Holthoff war stets die graue Eminenz, während die Vorsitzenden kamen und gingen. Jetzt hat er sein letztes Amt, das eines stellvertretenden Kassenwarts, niedergelegt. Sein Verein hat ihn gestern doch noch zum Vorsitzenden gemacht, nämlich zum ersten Ehrenvorsitzenden.
Stückweise hat Holthoff schon in den letzten Jahren Verantwortung abgegeben, etwa an Andreas Lessenich, der seit geraumer Zeit die Bands bucht. Auch Martina Heffels konnte als Vorsitzende mehr in dieser Funktion bewegen als viele ihrer Vorgänger. Dass Holthoff, der dieses Jahr 77 Jahre alt wird, jetzt auch noch aufhört, zu den Konzerten zu gehen, muss jedoch stark bezweifelt werden.
1963 ist Krefelds Jazzfan Nummer eins in die Seidenstadt gezogen, die er aber vorher schon fleißig besucht hat. Mit einem Freund fuhr er regelmäßig mit einem Tandem von Rheinhausen aus zum hiesigen Jazzkeller. Aus jener Zeit stammt auch der Spitzname „Fongi“. Freunde hatten den Namen einer Jazzzeitschrift auf ihn übertragen. „Hallo, ich bin Fongi“, das ist der Satz, mit dem sich Holthoff heute noch gerne vorstellt.
Von Mitte der 60er Jahre an half Holthoff, der selbst kein Instrument spielt, den diversen Jazzkeller-Wirten bei der Programmgestaltung und bewies immer eine gute Nase für Trends. Seit der Gründung des Jazzklubs Krefeld war Holthoff prägend für die Programmpolitik.
Eigentlich ist er ein Mann der Zahlen. Erst hat er in Duisburg als Finanzbeamter gearbeitet, dann war er ab 1980 in Krefeld Geschäftsführer der SPD-Fraktion. Vorher hatte er auch schon im Krefelder Stadtrat gesessen und war finanzpolitischer Sprecher der SPD. Für Willi Wahl leitete er von 1989 bis 1992 das Oberbürgermeisterbüro, bis zu seiner Pensionierung 1997 war er Leiter des Rechnungsprüfungsamtes.
Holthoff war nie ein Mann, der sich in den Vordergrund spielt, seine Bescheidenheit ist sprichwörtlich. Seine jahrzehntelange Dominanz im Jazzklub verdankt sich seiner Kompetenz in Sachen Jazz, die er sich ausschließlich als Hörer erworben hat, und seinem durch nichts zu erschütternden Engagement.
Mit seiner Ehefrau, der SPD-Ratsfrau Gerda Schnell, besucht Holthoff neben Jazzkonzerten auch viele andere Kulturveranstaltungen. Dass er seine Zeit als Ehrenvorsitzender des Jazzklubs noch lange genießen kann, ist ihm von Herzen zu wünschen.