Kabarett mit Ludger Stratmann: „Dat Schönste“ zum Abschied

Mit seinem letzten Programm begeisterte Dr. Ludger Stratmann am Samstag das Publikum im Seidenweberhaus.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Krefeld. Nach 18 Jahren auf der Bühne verlässt Dr. Ludger Stratmann nun die Bretter, die die Welt bedeuten. Bereits 2002 hatte der gelernte Mediziner seine allgemeinärztliche Praxis in Bottrop geschlossen und war fortan als Kabarettist unterwegs. Doch mit 65 scheint er auch den Beruf des „Privatarztes“ nur noch in seiner Kneipe in Essen praktizieren zu wollen.

Mit seinem Abschiedsprogramm „Dat Schönste“ zieht er jetzt zum letzten Mal durch die Lande. Im Seidenweberhaus wurde dem Krefelder Publikum am Samstag zunächst über einige sprachliche Ruhrpott-Hürden geholfen. So hieße es nicht, man sei in der Kneipe, sondern „auf der Kneipe“. „Man ist freitags auffe Kneipe, samstags auf Schalke und sonntags auffe Mutter“, klärte Stratmann auf. Außerdem habe jeder einen Schwager — auch wenn er gar keine Schwester hat. Das liege daran, dass das Wort „Freund“ einfach viel zu schwul klinge.

Wenn man zum Arzt gehe, zum Beispiel weil man Schmerzen im Bein hat, dann sage man: „Ich komme mit mein Bein!“ Was aber auf keinen Fall bedeutet, man käme sonst ohne, nur dass es dann Probleme macht. „Das Bein ist an einen dran, gehört einen auch, aber ist nicht einen selbst!“

Nach soviel Aufklärungsarbeit hatte das Publikum alles begriffen und der Abend konnte beginnen. Stratmanns Alter Ego Jupp verbringt seine Montage in der Praxis eines Arztes. Das sei ganz logisch, schließlich wäre das der Tag, an dem der neue Lesezirkel kommt, und weil es so voll ist, könne man die Zeitschriften in Ruhe alle durchlesen.

Stratmann gehört weniger zu den Kabarettisten, die schreiend und wild gestikulierend über die Bühne hechten. Er ist ein ruhiger Vertreter, der mit seinem Ruhrpott-Dialekt an sich schon komisch ist. Stratmann hat in seinem Programm viele Erfahrungen als Arzt verarbeitet. Durch Alter Ego Jupp werden sie noch einmal lebendig. Doch leider hat Jupp auch ein kleines Problem mit Fremdwörtern. So wusste er nicht mehr, ob der Sanitäter im Rettungswagen zu ihm Tinnitus oder Exitus gesagt hatte, aber er sei ziemlich sicher, es sei Exitus gewesen.

Er schimpft über die Jugend, die nicht mehr die Renten zahlen möchte, er geifert und versprüht Galle, um letztendlich festzustellen, dass er nicht so genau weiß, ob seine Generation in den 70er Jahren besser war. Da sei es besser, man habe Alzheimer, das sei nämlich keine Krankheit, sondern eine natürliche Schutzfunktion.

Über das Alter macht er sich sowohl als Jupp, als auch als Stratmann Gedanken: Es sei zwanglos, zahnlos und haltlos und das Einzige, was dann noch nicht baumelt, sei die Seele. Das Publikum, überwiegend älteren Semesters, scheint mit Stratmann gealtert zu sein. Er hat ein wenig Sorge, dass irgendwann alle weggestorben sind und er in einer leeren Halle spielen muss.

Doch sein Programm ist nicht gealtert. Es ist aktuell und nachvollziehbar und auch für jüngere Menschen äußerst unterhaltsam. Einen schönen kurzweiligen Abend hatten sicher alle Generationen — auch wenn jeder über etwas anderes gelacht hat.