Über dem Rennbahn-Shop den persönlichen Traum erfüllt

In einer Scheune an der Hückelsmay finden Sammler selbst die ungewöhnlichsten Stücke.

Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Wenn Till Reese den Ursprung und das Herzstück seiner Leidenschaft präsentiert, kann einem im ersten Moment der Atem stocken. Genauso sollte die Traum-Carrerabahn während der eigenen Jugend aussehen: Zig Kurven, eine zwölf Meter lange Gerade, voll besetzte Zuschauerränge und eine dem Nürburgring nachempfundene Berglandschaft mit Tunnel-Führung. Auf dem Speicher des Rennbahnshops hat Reese sich seinen persönlichen Carrera-Traum erfüllt. Eine Rennbahn, die einer echten Rennstrecke gleicht. „Die durchschnittlichen Rundenzeiten sind vergleichbar mit denen eines vier Kilometer langen Formel-1-Kurses“, sagt Reese stolz.

Foto: Bischof, Andreas (abi)

Eine Rekordzeit könne natürlich nur mit einem speziell auf die Streckenführung abgestimmten Carrera-Car erreicht werden. Genau wie bei richtigen Rennwagen können Parameter wie Übersetzung, Reifenwahl und Schwerpunkt die Rundenzeiten senken. Auf der zwölf Meter langen Geraden, die fast die gesamte linke Seite des Speichers entlang führt, können die Miniatur-Rennwagen erst richtig ausgereizt werden.

Foto: Bischof, Andreas (abi)
Leidenschaft für Miniatur-Rennwagen
15 Bilder

Leidenschaft für Miniatur-Rennwagen

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Die Geschichte des Rennbahnshops ist fest mit der Dachboden-Rennbahn verbunden und hat etwas Romantisches. Nicht aus finanziellem Kalkül, sondern aus wachsender Leidenschaft hat der 52-Jährige in der Fachwerkscheune einen Rennbahnshop mit mietbarem Renncenter und Museum mit Ausstellungsstücken von Mitte der 50er bis heute eingerichtet.

Wie viele Erfolgsstorys begann alles mit einer zufälligen Begebenheit. 1996 half Reese einem Freund bei einem Umzug. Bei der Entrümpelung des Kellers fielen den Freunden zwei Grundpackungen der Carrera-Universal-Reihe in die Hände. Kurzerhand wurden beide aufgebaut und auf Funktionalität geprüft. Reese nahm die Sets mit und verstaute sie zunächst in seinem Keller.

Im Jahr 1997 übernahm er die Hofanlage Hückels May und damit auch den geeigneten Ort zum Aufbau der Bahn auf dem Spitzboden der neu errichteten Fachwerkscheune. Das war im Jahr 2000. Parallel zu der daraus entstehenden Fahr-, Bau- und Sammel-Leidenschaft wuchs die Idee für einen Carrera-Shop im Erdgeschoss der Scheune.

13 Jahre später beherbergt Till Reese dort die europaweit wohl größte Auswahl an Carrera-Autos, -Zubehör und -Streckenteilen für alte und neue Serien. Über 4000 Artikel stehen ab Lager zur Verfügung. „Öfters leitet der Carrera-Kundendienst Leute, die ein bestimmtes Ersatzteil für ihre alte Carrera-Bahn brauchen, an uns weiter“, erklärt Reese.

Neben dem Shop und einer Reparaturwerkstatt beherbergt die Scheune auch ein Museum, das im September um 70 Quadratmeter auf 180 Quadratmeter erweitert wurde. Es zeigt Rennbahn-Geschichte von den 50ern bis heute.

Ein besonderes Lieblingsstück kann er nicht herausgreifen, sagt Reese. Wie bei Münzsammlern komme es auf die seltenen Fahrzeuge und Rennbahn-Sets an. So präsentiert der 52-Jährige im 180 Quadratmeter großen Museumsbereich zum Beispiel Fahrzeuge, die bei Carrera nur als Fotomuster in der Produktionsphase dienten, Sondermodelle und alte ungeöffnete Rennbahn-Sets. Ein seltenes Stück ist zum Beispiel ein Wagenset der Firma VIP-Raceways aus den 50er-Jahren. „Das habe ich vor einem halben Jahr in England entdeckt. Da habe ich acht Jahre lang nach gesucht“, erzählt Reese.

Das Museum umfasst insgesamt 3000 Exponate. Aufgeteilt in einen Carrera-Bereich und den im September hinzugekommenen Raum für Hersteller wie Märklin, Revell und Prefo. Viel Platz für noch mehr Stücke bleibt nicht. „Hier wären noch etwa 30 Quadratmeter, dann ist Schluss.“ Schlimm findet Reese die räumliche Begrenzung nicht. „Irgendwann muss es auch mal gut sein“, sagt er und schmunzelt.