Karneval: Drei Filme aus dem Jahr 1950 wiederentdeckt

Krefeld. Drei Filme vom Karneval 1950 sind seit neuestem im Besitz des Stadtarchivs. Olaf Richter, Leiter des Stadtarchivs, präsentierte die Mitschnitte von Foto-Mühlen, die jetzt im Presseamt wiederentdeckt wurden.

Sie zeigen das bunte Treiben am Karnevalssonntag, diverse Prunksitzungen und den Rosenmontagszug von 1950. Es war der erste Zug nach dem Krieg und stand unter dem Motto „Echo des Jahres“. Ohne städtische Zuschüsse veranstalteten die Bürger den Zug. „Die Bevölkerung brauchte Abwechslung und wollte mit dem Zug an die Zeit um 1900 anknüpfen — ein Wiederbesinnen auf Ursprung, Tradition und Heimatliebe“, erklärt Richter.

1950 war die Wohnungs- und Nahrungssituation für die Bevölkerung noch schwer. Die Filme beweisen: Die 20 Prunkwagen des Rosenmontagszugs zeigen bis auf eine Ausnahme kommunale Themen wie Stadtplanung, Ernährungs- und Versorgungsgrundlage. Darunter „Der Steuerzahler“ vom GKG Fidelio oder „Der Kunstpreis“ vom GKG Oraniendorf anlässlich des erstmalig vom Kaiser Wilhelm Museum verliehenen Kunstpreises.

Dieser ist damals Kritikpunkt in der Gesellschaft, da der Preisträger Franz Ruffing mit seiner für 1950 zu abstrakten „Niederrheinischen Landschaft“ gewonnen habe.

Anhand des Filmmaterials ist deutlich zu erkennen: Der Rosenmontagszug vom Oranierring über die Friedrichstraße und den Ostwall bis zum Karlsplatz findet großen Anklang. Bereits an Altweiber verstopfen heitere Karnevalsanhänger die Straßen. Am Rosenmontag stehen die Jecken eng gedrängt in sechs Reihen; Kinder springen durch den Zug. Dabei geht es nicht immer heiter zu: Weil keine Absperrung es verhindert, wird ein achtjähriger Junge vom Wagen des Prinzenpaares überfahren und verunglückt tödlich.

Die Filmrollen zeigen aber auch das ausgelassene Treiben am Kinderkarneval und an der Fahnenweihe sowie die Schlüsselübergabe an das damalige Prinzenpaar Werner I. (Simons) und Edith I. (Schiffers) durch den Oberbürgermeister Hans Müller (FDP).

„Die Aufnahmen zeigen interessante Themen für die Stadtgeschichte“, findet Richter. Als das Prinzenpaar auf dem Balkon des Rathauses steht, sind an der Fassade Einschusslöcher zu sehen. „Die Filme zeigen wohl auch die letzten Aufnahmen vom Turm der Alten Kirche, der 1951 eingestürzt ist“, vermutet er. bol