Konzert: Joja Wendt ist ein Tastenvirtuose
Pianist begeistert mit seinem Programm „Mit 88 Tasten um die Welt“.
Krefeld. Eine Suchmeldung über Leinwand flattert den über 500 gespannt wartenden Zuhörern ins Seidenweberhaus: "Ein Mann mit viel zu schnellem Spiel und Geschwindigkeitsüberschreitungen ist auf der Flucht. Wenn sie ihn sehen, greifen sie ihn nicht an. Er ist unberechenbar. Klatschen sie vielmehr und rufen laut Bravo."
Nach einer ausgedehnten Welttournee mit Schwerpunkten in Asien, Australien und Amerika gastiert der Klaviervirtuose Joja Wendt nach seinem Auftritt im November des vergangenen Jahres wieder in Krefeld.
"Mit 88 Tasten um die Welt" heißt sein zweistündiges Programm. Ihm zur Seite stehen der Bassist Thomas Biller und der Schlagzeuger Christoph Buse.
Dass der Pianist nicht nur am Flügel ein Meister seines Fachs ist, sondern auch als schlagfertiger Entertainer mehr Lacher erzielt als mancher Comedian, beweist er gleich zu Beginn, als er zwei verspätet eingetroffene Zuschauer so begrüßte: "Woher kommt ihr?" Antwort: "Aus Wuppertal". Wendt: "Ich reise aus Hamburg an und bin pünktlich". Dann reicht er sein Sakko an Jörg in der ersten Reihe weiter, der es bis zum Schluss verwahren darf.
Alte Bekannte und neue Fans im Publikum nimmt er mit auf seine rasant-musikalische Reise über die schwarz-weißen Tasten. Er erzählt mit seinen Eigenkompositionen von Pferderennen über Stock und Stein in China ("Da hab ich mir im 11/8-Takt die Finger blutig geübt"), von Eskimos, die mit Handschuhen Klavier spielen, von einer Boogie-Woogie-Fahrt in einem klapprigen Auto mit "dreistimmigem Zylinder" durch den thailändischen Dschungel, um dann im Wüstengetrampel einer Herde zu landen.
Dazwischen entführt er beim "Celtic Cry" mit wunderbaren Harmonien auf die grüne Insel Irland und man versteht mit "Sheik of Araby", wie viel Freude er daran hat, seine Eindrücke in Noten zum Ausdruck zu bringen.
Natürlich gibt es auch Klassiker aus dem Repertoire des Jazz-Musikers zu hören: "Steinway Boogie", "Harlem Strut", "Chattanoogo Cho Cho". Zum festen Bestandteil gehört auch der berühmte "Typewriter" (Schreibmaschine), den er mit Unterstützung des Publikums zum Besten gibt.
Der freundschaftliche Kontakt zu seinen Besuchern ist das Markenzeichen des Ausnahme-Pianisten, der sich am Ende selbst schmunzelnd auf den Arm nimmt: "Man müsste Klavier spielen können".