Gesundheit Krefeld schnieft - die Grippewelle kommt erst noch
Wir haben nachgefragt, wie hoch der Krankenstand in der Schule, im Kindergarten oder Krankenhaus ist. Und geben Tipps vom Apotheker und Arzt.
Krefeld. Halsschmerzen, Schnupfen, Husten, Kopf- und Gliederschmerzen sowie Frösteln sind die typischen Anzeichen für eine Erkältung. Zwar macht die Erkrankung den Menschen ziemlich schlapp, ist aber an sich nicht so schlimm und kann in den meisten Fällen einfach „ausgesessen“ oder „ausgelegen“ werden. Dennoch: Die Auswirkungen der Erkältungswelle aufs tägliche Leben in Schule und Beruf sind zurzeit gravierend, vor allem, wenn das Personal sich so krank fühlt, dass es ausfällt. Die WZ hörte sich um.
„Tatsächlich ist der Krankenstand im St. Josefshospital aktuell sehr hoch. Das gilt besonders für den Pflegebereich, aber auch einige Ärzte und Verwaltungsmitarbeiter haben sich krank gemeldet“, berichtet Patrick Pöhler, Leiter Unternehmenskommunikation der Malteser Rhein-Ruhr gGmbH. „Wir kompensieren das durch eigene Kräfte: Mitarbeiter, die eigentlich frei haben, übernehmen Schichten oder die Kollegen helfen sich stationsübergreifend.“ Der Vorteil des Malteserverbundes sei es, dass aus den Nachbarhäusern in Huckingen oder Homberg Mitarbeiter an einen anderen Standort — in dem Fall Uerdingen — abgezogen werden könnten. „Operationen mussten nicht verschoben werden. Sollte ein Patient, der operiert werden soll, produktiven Husten, also solchen mit viel Schleimbildung haben, dann müsste die OP um zirka eine Woche verschoben werden. Ist aktuell aber auch noch nicht vorgekommen.“
Horst Obdenbusch, Direktor des Gymnasiums Fabritianum, berichtet von einem erhöhten, jedoch nicht dramatischen Krankenstand bei den Kollegen. „Bei uns findet derzeit viel Vertretungsunterricht statt. Morgens müssen wir neu planen“, berichtet der Schulleiter. „Heute sind vier von 78 Lehrern krank, das sind fünf Prozent. Bei den Schülern fehlen erkältungsbedingt zurzeit stets drei bis fünf pro Klasse.“ Er berichtet auch von dem unbedarften Umgang der Mädchen und Jungen miteinander. „Es wird nicht aufgepasst, wenn sie husten und schniefen.“ Dagegen berichtet Realschulleiterin Heide Schremmer: „Bei uns läuft der Unterricht ganz normal. Hier liegt keiner flach.“
Kerstin Jagodic, Leiterin des Montessori-Kinderhauses in Oppum, hat für den Krankheitsfall eine genaue Regelung mit dem Träger, dem katholischen Kirchengemeindeverband Krefeld-Süd, vereinbart. „Wenn die Kinder einen Magen-Darm-Infekt, einen Luftweginfekt oder Fieber hatten, dürfen sie nur mit einer Wiederzulassung vom Arzt zurück in die Einrichtung kommen“, berichtet sie. „Zuvor müssen sie beispielsweise mindestens 24 Stunden fieberfrei sein.“ Die Eltern müssen sich mit der Regelung einverstanden erklären. Sie diene dem Schutz der anderen Kinder und Erzieher, sagt Jagodic. Kranke Kinder gehörten nicht in die Einrichtung. „Außerdem werden die Mädchen und Jungen schon frühzeitig an das richtige Verhalten herangeführt: Händewaschen, in die Armbeuge niesen oder husten und vor allem nicht auf den Tisch oder das Material. Es sind Übungen des täglichen Lebens. Wir Erzieher sind das Vorbild.“
„Früher kamen die Patienten bei einer Virusinfektion mit der Erwartungshaltung in die Praxis, Antibiotika zu bekommen“, berichtet Internist Dr. Rainer Dotzel. „Das hat sich glücklicherweise geändert, denn die nutzen überhaupt nichts. Die Pille gegen Schnupfen ist noch nicht erfunden, das wäre schön.“ Dabei brauche der Patient nicht viel zu unternehmen, wenn es ihn erwischt hat: „Viel trinken, damit sich der Husten löst, sich schonen und ruhen. Ein Schleimlöser kann hilfreich sein, um abzuhusten, wenn man nachts nicht schlafen kann. Eine Vitamin-C-Gabe ist auch nicht nötig. Wenn man sich normal ernährt, hat man genug.“ Der Mediziner hat jedoch den Eindruck, als halte sich die Erkältung derzeit länger, sei hartnäckiger und nach rund einer Woche noch nicht vorbei.
„Die richtige Grippewelle ist noch nicht da, sie kommt im Februar“, weiß Andreas Hacker. „Jetzt herrscht die ganz normale Erkältungswelle, wie wir sie jedes Jahr haben.“ Der Apotheker rät zur Vorbeugung mit den üblichen Dingen: „Hände oft waschen und Menschenansammlungen vermeiden.“ Taschentücher am besten nur einmal verwenden und in einer verschlossenen Tüte entsorgen, um nicht noch mehr Menschen anzustecken. Die schlimmsten Symptome würden nach einigen Tagen abklingen und im Normalfall sei kein Arztbesuch notwendig. „Kommt allerdings hohes Fieber hinzu oder bessern sich die Beschwerden nicht, hält sich der Husten hartnäckig oder besteht ein starkes Krankheitsgefühl, ist auf jeden Fall der Arzt aufzusuchen.“ Hacker warnt vor sogenannten Kombimitteln. „Was nutzt ein Hustenblocker darin, wenn man keinen Husten hat?“