Krefelder Autor: Rebellen, Verräter und außerirdische Rieseninsekten
Carsten Knittel schreibt in seiner Freizeit Bücher — sein drittes ist gerade erschienen.
Krefeld. Er schreibt schon, seit er schreiben kann. Und da er mit sieben Jahren eingeschult wurde, schätzt er, dass er ungefähr neun war, als er seine erste Geschichte zu Papier brachte. Er schrieb sie mit einem Füller in ein Schulheft. Sie hieß „Der Tauchgang“ und war nur wenige Zeilen lang. Den Inhalt fasst er so zusammen: „Ein Taucher findet unter Wasser einen Schatz. Beim Auftauchen wird er von einem Hai gefressen. Fertig.“
Mittlerweile ist Carsten Knittel 31 Jahre alt, aber mit dem Schreiben hat er nie aufgehört. Es ist nicht sein Beruf — er arbeitet in der Personalabteilung eines großen Unternehmens — aber abends und am Wochenende sitzt er meist an seinem Rechner und denkt sich Geschichten aus. Drei Bücher hat er unter seinem Künstlernamen C. J. Knittel bisher veröffentlicht. Sie sind alle bei p.machinery erschienen, einem Verlag, der sich auf Science-Fiction und Artverwandtes spezialisiert hat. Auch Knittels neuestes Buch, „Die Träne des Phönix’“ ist diesem Genre zuzuordnen.
Das Szenario: Insektoide Außerirdische, die Krebell, haben die Erde überfallen und die Menschen versklavt. Nicole Wagner, eine Lehrerin aus Deutschland, wird zur Verräterin und dient den Krebell als Menschenjägerin. Ian „Roughman“ Hartford, ein Major der britischen Armee, wird zum Rebellen und führt Guerilla-Attacken gegen die Krebell an. Als sich die beide begegnen, entdecken sie erst ihre gegenseitige Liebe und ziehen dann gemeinsam in den Krieg.
„Die Träne des Phönix’“ ist nicht frei von Klischees — so wird Nicole als „dunkelblond mit schmaler Taille“ und Ian als „unrasiert und breitschultrig“ beschrieben. Knittel kann die Kritik, dass manche seiner Beschreibungen und Bilder etwas blass geraten sind, durchaus nachvollziehen.
Das sei wohl seiner Arbeitsweise geschuldet, vermutet er: „Wenn es beim Schreiben gut läuft, gerate ich in eine Art Fluss. Dann kann es sein, dass ich 20 Manuskriptseiten an einem Tag schaffe. Natürlich sollten die schwächeren Stellen spätestens beim Überarbeiten des Manuskripts entdeckt werden, aber manchmal geht auch was durch.“ Wenn er im Fluss sei, halte er sich jedenfalls nicht damit auf, an formvollendeten Formulierungen zu feilen: „Dann würde ich nämlich rauskommen.“
Den Fluss, in den Knittel beim Schreiben gerät, kann auch der Leser erahnen — die Geschichte des Kampfes der Rebellen gegen die Krebell entwickelt durchaus Sog. Und über weite Strecken hat der Text jene Geschmeidigkeit, die Knittel als das handwerkliche Optimum betrachtet: „Der Leser soll beim Lesen vergessen, dass er liest und einfach in die Welt eintauchen.“
Wieviele Leser in diese Welt schon eingetaucht sind, weiß er nicht. „Die Träne des Phönix’“ ist erst im August erschienen, seine erste Tantiemenabrechnung erwartet er für Dezember.
Aber ein Bestseller wird es wohl nicht werden. Seine ersten beiden Bücher jedenfalls verkauften sich nur in Kleinstauflagen. Das liege aber auch daran, dass p.machinery ein kleiner Szeneverlag sei, sagt Knittel. Und obwohl er sich dort gut betreut fühlt, würde er gerne von einem großen Publikumsverlag veröffentlicht werden. Natürlich hat er auch an solche Verlage schon Manuskripte geschickt, rund 30 Mal hat er es bereits versucht. Bisher schickten die aber immer nur freundlich formulierte Ablehnungsschreiben zurück. Trotzdem wird er es weiter probieren. Mit seinem nächsten Roman hat er schon begonnen: „Ich schätze, dass das Manuskript in zwei Jahren so weit ist, dass ich es einem Verleger anbieten kann.“